WAZ: Eine Klatsche für SPD-Chef Gabriel
– Kommentar von Wilhelm Klümper

Was nun, Genosse Gabriel? Wie kein anderer hat sich
der SPD-Vorsitzende für einen Rausschmiss Sarrazins aus der Partei
ins Zeug gelegt. Jetzt hat Sarrazin eine knappe, drei Punkte
umfassende Erklärung abgegeben, ein paar Stunden wird darüber
beraten, Generalsekretärin Andrea Nahles ist zufrieden, Sarrazin darf
weiterhin in der SPD bleiben. Eine Klatsche für Gabriel. Oder ist ihm
das womöglich ganz recht? Das war wohl alles nur ein Sturm im
Wasserglas, um einen Tornado zu vermeiden. Immerhin hat Sarrazin
durch Parteigranden wie Schmidt, Steinbrück und von Dohnany
öffentlich Unterstützung erfahren. Und lässt man den unsäglichen
Gen-Stuss mal weg, dann stehen in dem Buch von Sarrazin durchaus
Dinge, die auch vielen den Sozialdemokraten nahestehenden Wähler aus
der Seele sprechen. Dass Migranten eine Bringschuld zur Integration
haben, ist gerade in einer Region wie dem Ruhrgebiet mit seiner
ausgeprägten Zuwanderungsgeschichte aus Polen fast eine
Selbstverständlichkeit. Mit einem Rausschmiss Thilo Sarrazins aus der
Partei hätte die SPD riskiert, sich noch weiter als zuvor in der vom
Volk abgeschotteten Parallelwelt der Politik zu verschanzen. Aber
eine Weicheier-SPD mag auch niemand.

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