Es ist zunächst wenig mehr als ein theoretisches
Gedankenexperiment. Was wären die Vorteile, fragen die Ökonomen Weber
und Ginsburgh, wenn man die Sprachvielfalt im Betrieb der
Europäischen Union drastisch einschränken würde? Klar, man würde viel
Geld für die Übersetzungen sparen, Verwaltungsvorgänge würden
beschleunigt, das Verständnis gesteigert. All das dient dem Wachstum
und dem Zusammenhalt. Doch so einfach ist das nicht. Lassen wir
einmal die Detonationen außer acht, die in Brüssel entstehen würden,
sollte zum Beispiel Bulgarisch, Dänisch, Finnisch, Griechisch und
andere als Amtssprachen tatsächlich abgeschafft werden – die EU würde
das wohl kaum überleben. Allein der Respekt vor der Kultur der
Nationen verbietet eine Reduzierung der Sprachvielfalt. Wenn die
Sprache, die Kultur und die Geschichte eines Landes nicht geachtet
werden, wie sollen sich die Menschen dann als Teil einer Gemeinschaft
fühlen? Sprache ist Identität. Diese gegen die Ökonomie auszuspielen
legt den Verlierer schon fest. Das erkennen auch die Autoren und
suchen einen Mittelweg. Den aber würde keine der 27 EU-Nationen
mitgehen.
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