Es gibt eine einfache und gern gegebene Erklärung
für den hohen Krankenstand im öffentlichen Dienst: Wer beim Staat
arbeitet, hat einen sicheren Job. Anders als in der Privatwirtschaft
schadet Blaumachen nicht. Also machen viele Beamte blau. Das Urteil
ist nicht nur zu einfach. Es differenziert nicht nach
Aufgabengebieten, und es ist beleidigend für die, die wirkliche
Knochenarbeit leisten. Streifenpolizisten zum Beispiel. In Köln sind
zuletzt 899 von 5000 Polizeibeamten sechs Wochen und länger pro Jahr
krank gewesen. In Ruhrgebietsstädten sieht dies nur unwesentlich
anders aus. Es ist Dauerstress, der hier abverlangt wird.
Fußballspiele, Demos, Patrouillen in Problemvierteln. Drei Wochen
ohne freien Tag sind keine Seltenheit. Lehrer, Straßenwärter,
Justizvollzugsbeamte: Ihnen geht es nicht anders. Zumal der
Altersdurchschnitt im öffentlichen Dienst weit höher liegt als in der
Privatwirtschaft. Ältere aber sind generell anfälliger für
Krankheiten. Mag sein, dass in manchen Amtsstuben und sicher auch
gerade im Bundesdienst die Kuscheligkeit des Staatsdienstes dazu
verleitet, gewährte Privilegien zu missbrauchen. Diesen Fällen
sollten die zuständigen Parlamente und Stadträte nachgehen. Den
Missbrauch auszubremsen ist dann auch Fürsorge denjenigen gegenüber,
die mehr tun als ihnen bezahlt wird.
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