WAZ: Hier und dort. Kommentar von Jasmin Fischer

Journalisten nerven, sie stellen fiese Fragen und
fahren mit ihrer Indiskretion Politikern in die ach so hübsch
getarnte Parade. Sie tricksen und verkleiden sich wie Günter Wallraff
als türkischer Gastarbeiter; und das Motiv, warum ihnen mancher
Informant pikante Interna zusteckt, ob aus Rachsucht oder
Geltungsdrang, das ist ihnen egal. Eigentlich sind wir unausstehlich,
und das ist auch gut so. Eine zuvorkommende Zeitung wäre ein
zahnloser Pudel.

Es ist das Selbstverständnis vieler deutscher Journalisten, das
die hiesige Medienbranche allerdings vor den Exzessen des britischen
Boulevards schützt. Noch gilt: Wer Telefone belauschen und Halunken
beschatten will, bewirbt sich bei der Kriminalpolizei, nicht bei
einem Verlag.

Sicher, auch in Deutschland zahlen manche Medien Geld für
Geschichten. Spionieren Agenturen das Privatleben von Politikern aus.
Machen „Leserreporter“ Jagd auf Promis. Aber das sind Ausnahmen. Die
meisten leitet hingegen die Frage, ob es im Interesse der
Öffentlichkeit ist, private Details zu publizieren. Journalisten in
Deutschland wissen oft sehr viel mehr als sie schreiben – in
Großbritannien ist das Gegenteil die Regel.

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