Hamburgs Seuchenfahnder schienen gestern dem Land
den Stoff der Erlösung zu liefern: Gurken haben die gefährlichen
Ehec-Erkrankungen ausgelöst. Jetzt muss man sie nur eine Weile aus
der Küche verbannen. Spanische waren es überdies, keine deutschen.
Das beruhigt zudem noch unsere Bauern. Dass die Republik von
Flensburg bis Füssen einen Moment aufgeatmet hat, ist verständlich.
Unbekannte Gefahren machen Angst. Leider ist in Wahrheit wenig klar.
Das Entwarnen kam zu früh. Zu viele Fragen sind offen: Ja. Hamburger
Gurken sind mit dem Erreger behaftet. Aber können sie im
Produktionsprozess nicht irgendwann/irgendwo „unterwegs“ infiziert
worden sein? Wie kommt es zu der außergewöhnlichen regionalen
Verteilung der Erkrankungen? Nur per Gurke? Wieso benimmt sich ein
Erreger gegen Erwachsene so aggressiv, der immer vor allem Kinder
krank machte, sie meist aber schnell gesunden ließ? Für die Einwände
gibt es längst keine Antworten. Äußerungen kompetenter Ärzte und
Forscher beunruhigen, wenn sie von ihrer seit langem größten
beruflichen Herausforderung sprechen. Die Sache ist nicht zu Ende. Da
ist nur ein Zipfel. Jetzt bedarf es der Koordination der Fahndung.
Muss nicht Herr Bahr, der neue Gesundheitsminister in Berlin,
überkommen mit seiner Krisenrunde? Dem Bürger bleibt zunächst: weiter
Gemüse waschen. Mehr als bisher.
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