Die Politik bewegt sich langsam, aber immerhin hat
sie sich nun zu einem kleinen Schritt aufgerafft: Cannabis auf
Kassenrezept, wenn es um die Behandlung von Schmerzen zum Beispiel
krebskranker Menschen geht – das ist überfällig. Wenn es nun
ausgerechnet auch noch die Steinzeitideologen der CSU fordern, dann
weiß man, wie lange es schon überfällig ist. Das Verwaltungsgericht
Köln hat drei Schmerzpatienten den privaten Anbau zu Therapiezwecken
gestattet, weil ihnen die Kosten beim Kauf nicht zuzumuten seien. Es
ist ja beileibe nicht das erste Mal, dass Juristen Politiker zwingen,
sich mit einer Wirklichkeit zu beschäftigen, die ihren
Grundüberzeugungen zuwider laufen mag: in diesem Fall einer
Wirklichkeit, in der das Leid von Hunderttausenden gelindert werden
kann, wenn man endlich die rechtlichen Rahmenbedingungen schafft. Wer
nun befürchtet, die komplette Freigabe von Cannabis stehe damit
unmittelbar bevor, unterschätzt das Beharrungsvermögen in der
Politik. Bis aus der Erkenntnis, dass der repressive Umgang mit
Drogen gescheitert ist, weil er nur Millionen Menschen kriminalisiert
und das organisierte Verbrechen füttert, Berliner Beschlüsse werden,
dürfte es noch eine Weile dauern.
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