WAZ: Mehr Bildung für alle – Kommentar von Birgitta Stauber-Klein

In diesen Tagen strömen die Abiturientenmassen, die
der Abitur-Doppeljahrgang in NRW ausgespuckt hat, an die
Universitäten. Doch statt diesen jungen Menschen Glück zu wünschen,
beklagen gerade konservative Experten aus Politik oder Wirtschaft,
nun würden Studium und Abitur entwertet.

Tatsächlich ist dieser Bildungshunger bitter nötig, wie die neue
internationale Bildungsstudie zeigt: Die Bevölkerung des
Exportweltmeisters erreicht nur Mittelmaß; ein Sechstel hat gar
Schwierigkeiten, einfache Hinweise zu verstehen.

Doch die Aufgaben in der Arbeitswelt und auch im Alltag werden
immer komplexer, erfordern immer mehr Selbstständigkeit. Bahntickets
auf dem Smartphone, Selbstbedienungskassen und Einchecken per
Mausklick sind selbstverständlich. Dabei geht es nicht nur um die
Beherrschung der Technik. Wer Texte nicht verstehen und Preise nicht
vergleichen kann, wird scheitern.

Die digitale Welt breitet sich aus; dass Maschinen menschliche
Beratung ersetzen, ist unausweichlich. Wer damit nicht klarkommt,
wird abgehängt – beruflich wie privat. Die Anforderungen sind
gestiegen, und sie steigen weiter. Natürlich muss damit einhergehen,
dass das Bildungsniveau steigt. Andere Länder mögen es besser machen,
doch die Bilder von überfüllten Universitäten stimmen optimistisch,
dass wir aus dem Mittelfeld auch wieder herauskommen können.

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