WAZ: Mehr Fingerspitzengefühl! Kommentar von Gregor Boldt

Es geht in erster Linie darum, Beate Zschäpe und
ihren mutmaßlichen NSU-Helfern zehn Morde nachzuweisen. Das wird
schwer genug. Und natürlich sind Gesetze dafür da, um eingehalten zu
werden. Wer wüsste das nicht besser als ein Jurist. Es verwundert
also nicht, dass der Präsident des Oberlandesgerichts München bei der
Vergabe von Presseplätzen für das NSU-Verfahren daran erinnert. Nun
sind Juristen in der Regel aber kluge Menschen. Sie sind in der Lage,
große Zusammenhänge zu erkennen. Die Verantwortlichen in München
offenbar nicht. Bei den internationalen Dimensionen, die der Prozess
gegen die NSU angenommen hat, sollte das Gericht mehr
Fingerspitzengefühl beweisen. Wenn es wirklich will, kann es
türkischen Medienvertretern einen festen Platz im Saal anbieten. Auch
eine Simultanübertragung für alle angemeldeten Journalisten muss
möglich sein. Zu einem „Schauprozess“ verkommt das Verfahren dann
noch lange nicht.

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