WAZ: Regierung aus Experten – „Das ist kein Vorbild“

Italien wird künftig von einem reinen
Experten-Kabinett regiert. Deutsche Politikwissenschafter warnen
davor, hierzulande ähnliche Experimente durchzuführen. Deutschland
könne keine Regierung aus Technokraten gebrauchen, sagten die
Professoren Karl-Rudolf Korte, Gerd Langguth und Klaus Leggewie den
Titeln der WAZ-Mediengruppe (Freitagsausgaben) Bisher seien die
meisten Experten und Wissenschaftler bei ihren Ausflügen in die
Politik gescheitert. „Diese Experten bringen der Politik selten
Gutes. Man kann sich vor ihrem Sachverstand geradezu fürchten“,
erklärte Karl-Rudolf Korte. „Denn es gibt ja nicht nur eine Wahrheit.
Berufspolitiker könnten sich besser auf unterschiedliche
Perspektiven einstellen als Fachleute.“ „Von technischen Experten in
einer Regierung darf man sich nicht zu viel versprechen. Auch deren
Sichtweise kann begrenzt sein“, sagt Klaus Leggewie. Gerd Langguth
hält Italien für einen Sonderfall, in dem ein Experten-Kabinett
„vielleicht die richtige Lösung“ sei. Die Erfahrung lehre aber, dass
Seiteneinsteiger in der Regel schlecht in der Politik zurechtkämen.
Korte sieht keinen Anlass für einen Ruf nach Experten: „Die
deutschen Parteien sind robust, krisenfest und belastbar. Sie
verändern sich, es entstehen sogar neue Parteien.“

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