WAZ: Rittübers Minenfeld
– Kommentar von Dirk Hautkapp

Es gab bei der Bundeswehr selten Mangel an
Erkenntnis darüber, was sich ändern muss. Mit Konzepten, die
anrieten, den gewaltigen Wasserkopf an militärischen wie zivilen
Doppelstrukturen endlich zu verkleinern, kann man Bibliotheken
füllen. Im Alltag waren die Mächte, die eifersüchtig über
Zuständigkeiten und Begehrlichkeiten wachen, stärker. Das meiste
blieb wie es war. Oder es wurde noch schlimmer. Kein Minister hat
daran je etwas geändert. Warum sollte es bei Thomas de Maizière
klappen? Der System-Analytiker im Regierungsbetrieb hat zwei
Startvorteile: den Druck des Faktischen – die Wehrpflicht ist weg,
neues Personal muss gewonnen werden. Und er hat einen
Vertrauensvorschuss, der über Parteigrenzen hinweg reicht. Ob das
langt, wird der Herbst zeigen. Wenn in strukturschwachen Regionen
auch die Bundeswehr zum Abmarsch bläst, kommen Landes- und
Kommunalpolitiker in Wallung. Da braucht es Standfestigkeit und
Rückendeckung auch aus den eigenen Reihen, um diesen Ritt übers
Minenfeld zu überleben. De Maizière hat die Baustelle Bundeswehr
solide eingerichtet. Die Arbeit aber geht jetzt erst los.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de