WAZ: Klarheitüber die Rente
– Kommentar von Miguel Sanches

Wer „Wirtschaftsweise“ befragt, kriegt ökonomische
Antworten. Was sonst? Die wirtschaftlichen Folgen der Überalterung
der Gesellschaft halten sie für „beherrschbar“. Das können sie uns
vorrechnen. Hilfreicher als Schwarzmalerei ist das allemal. Nur: Was
sich rechnet, ist eine Sache, und eine ganz andere, was politisch
durchsetzbar ist. Auf mehr Zuwanderung oder ein höheres
Renteneintrittsalter ist die Gesellschaft nicht gefasst. Für die
Parteien ist die Debatte eine Zumutung. Wie sollen sie die Rente mit
69 erklären, wenn die Erhöhung auf 67 erst bewältigt werden muss? Die
Wissenschaftler haben es leichter. Mit der Studie ist ihr Job
erledigt. Ein Zuwanderungssaldo von 400 .000 Einwanderern pro
Jahr ist unrealistisch. Zweifelhaft, ob so viele kommen würden,
wohlgemerkt: qualifizierte Arbeitskräfte. Und ob sie in Deutschland
willkommen wären? Die sanfteste Variante wäre ein höheres
Renteneintrittsalter. Der Zeithorizont der „Weisen“ reicht bis 2060.
Zwar hat die Regierung die Studie selbst bestellt, von der
Sozialministerin wird sie jedoch verdrängt. Die SPD reagiert ähnlich.
Sie gehen mit der Wahrheit taktisch um: Jetzt nicht! Sie verkennen
die gute Nachricht: Wir wissen, was auf uns zukommt. Wir müssen uns
nicht wie das Kaninchen vor der Schlange verhalten.

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