WAZ: Soll die Bahn für Verspätung haften? Pro-Kommentar von Petra Koruhn

Schnee im Winter, Laub im Herbst, Sturm im Frühjahr
und Hitze im Sommer – eigentlich gibt es immer irgendeinen Grund,
warum die Bahn nicht kommt. Natürlich hatte der Kunde auch bisher
Rechte. Ja, und er hat sich auch oft genug brav in die Schlange vor
der DB-Information angestellt, auf ein Formular gewartet, um nach
gefühlten Stunden zu erfahren: Die Bahn kann nichts dafür! Denn es
war „höhere Gewalt“. Wer fühlte sich da nicht verballhornt? Von
Kundenfreundlichkeit war die Rede – da lachte die Bahnhofshalle. Wer
mit der Bahn fährt, kann sich über das Urteil freuen. Dass den Preis
dafür letztlich wieder der Kunde trägt, weil die Fahrscheine teurer
werden? Auch ohne Stärkung der Kundenrechte muss man Jahr für Jahr
mehr für die Fahrkarten bezahlen. Gut, dass sich die Bahn nicht mehr
hinter „höherer Gewalt“ verstecken darf, wenn sie bei schlechtem
Wetter nicht mehr bremsen kann. Wer miese Züge hat, muss zahlen. Das
ist kundenfreundlich.

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