WAZ: Tankbetrug ist kein Mundraub. Kommentar von Dietmar Seher

Tankbetrug. Vor wenigen Jahren ist der
Straftatbestand in der Statistik der Kriminalämter kaum aufgefallen.
Das ist jetzt anders. Die kräftigen Steigerungsraten, die in manchen
Großstädten nach Polizeiangaben auch 2012 anhalten, deuten auf einen
Zusammenhang mit den hohen Benzinpreisen hin. Sehen wir einmal von
sicher nicht wenigen Fällen reiner Schusseligkeit ab: 80 Euro für die
Füllung eines Mittelklasseautos können eine Verlockung sein, den Gang
zur Kasse zu „vergessen“ – gerade, wenn nur ein Mitarbeiter die
Aufsicht führt. Tankbetrug ist aber kein lässlicher Mundraub. Der
Geschädigte ist der Pächter, der in harter Konkurrenz jeden Tag um
seine Rendite kämpft. Dass Autofahren Geld kostet, kann und darf
keine Ausrede für eine kriminelle Handlung sein. Von daher:
Bedauerlich, wenn die Aufklärungsquote das Drittel der Fälle kaum
überschreitet. Aber das hat der Tankbetrug mit vielen Delikten
gemeinsam. Wenn die Kamera sein Auto identifiziert, ist der Sünder
dran. Wenn nicht, hat er wirklich „freie“ Fahrt. Für eigene
Ermittlungen hat die Polizei hier wie anderswo keine Kapazitäten
frei. Leider.

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