WAZ: Wenn der Staat groß bauen will. Kommentar von Dietmar Seher

Ungutes hört man von Duisburgs guter Stube. Die fünf
Jahre alte neue Mercatorhalle kann zunächst nicht mehr genutzt
werden. Mit Brandschutzmängeln begründet der Oberbürgermeister die
Entscheidung. Für Duisburg ist es peinlich. Für die ganze Republik
ist es nur ein Alarm mehr. Pfusch am Bau ist bei großen öffentlichen
Projekten inzwischen die Regel – oft zu Lasten der Steuerzahler. In
München muss die Pinakothek nach einem Jahrzehnt saniert werden. In
Berlin wurde bei Sicherheit und Funktionalität so geschlampt, dass
der neue Flughafen erst mal ein Torso bleibt. Bei der Suche nach den
Ursachen wird man auf den enormen Kostendruck der öffentlichen Hand
stoßen, der Billiganbieter anlockt. Die Baubranche ist zudem
korruptionsanfällig. Staatliche Gremien sind zunehmend unfähig zu
wirkungsvoller Aufsicht. Es gibt viel Reformbedarf.

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