Schaut man sich an, unter welchem Druck türkische
Mädchen stehen (türkische Jungen auch, aber das ist ein anderes
Thema), wundert es nicht, dass sie so häufig daran verzweifeln. Man
muss schon ein gesundes Selbstvertrauen und reichlich Optimismus
haben, um in einem Leben zwischen zwei Kulturen nicht unterzugehen.
Viele schaffen es; die Töchter aus Migrantenfamilien sind
erfolgreicher als ihre Brüder. Andere bleiben auf der Strecke. Weil
Lehrer, Ärzte und Sozialarbeiter nicht sensibel genug für ihre Sorgen
sind. Oder, schlimmer: Weil niemand Partei für sie ergreift, aus
Angst, politisch nicht korrekt zu sein. Wenn sie dann auch noch
suchen müssen, wo sie im Notfall Hilfe finden, ist das nicht
vertretbar.
Es bleibt zu oft dem Zufall überlassen, ob diese Mädchen – Kinder
Deutschlands, egal mit welchem Pass – ihren Platz finden. Ihr
sehnlichster Wunsch ist es, dazuzugehören zu einer Gesellschaft, in
der sie oft nur Erwähnung finden, wenn sie Opfer geworden sind. Der
„Ehrenmord“, das zeigen Statistiken, ist kein Massenphänomen, um das
wir alle uns kümmern müssen. Die Zerrissenheit dieser Mädchen, die
aufgrund ihrer äußeren Stärke so oft verborgen bleibt, ist es schon.
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