Jeder für sich – und Gott für die, die an ihn
glauben: Auch wenn die zahlreichen Risse in der stählernen Spundwand
auf den ersten 650 Metern Kaje nunmehr hinter Beton verschwunden
sind, bleibt der tiefe Riss zwischen Bremen und Niedersachsen beim
Jade-Weser-Port weiter bestehen. Betreiber Eurogate aus Bremen bat
gestern für gut Wetter kurzerhand das Volk zur Besichtigung aufs neue
Terminal. Die von beiden Ländern getragene, aber in Niedersachsen
ansässige Realisierungsgesellschaft begrüßt nächsten Sonntag
überraschend Polit-Prominenz aus Niedersachsen. Wirtschaftsminister
Jörg Bode (FDP) hat trotzig gleich seinen Parteifreund und
Amtsvorgänger Philipp Rösler im Schlepptau, um – wenn schon nicht den
Containerhafen – so doch immerhin den neuen Hafen für die Schlepper
einzuweihen. Bremens Wirtschaftssenator Martin Günthner aus
Bremerhaven (SPD) hat man dagegen nicht Bescheid gesagt. Das rote
Band an der Kaikante kann offenbar gar nicht lang genug sein, so
viele Väter möchten es vor den Wahlen im nächsten Jahr zerschneiden.
Jeder plant hier seine eigene Show – nur dem Hafen selbst nützt die
Kakophonie reichlich wenig. Wichtiger als große Worte ist das Typhon
des ersten Containerschiffs, das tutend den Jade-Weser-Port
ansteuert. Bislang weiß aber niemand, wann es wirklich kommt. Und
noch wichtiger ist, dass den Schiffen der Reederei Maersk, die mit 30
Prozent an der Wilhelmshavener Eurogate-Tochterfirma beteiligt ist,
andere folgen. Dazu müssen den Hafen aber nicht nur die Herren Bode,
Rösler und Günthner kennen, sondern Chinas große Spediteure. Die
kennen auf der Weltkarte bislang praktisch nur Hamburg und Rotterdam.
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