Weser-Kurier: Zum jüngsten Futtermittelskandal schreibt der Bremer WESER-KURIER:

Kaum haben SPD und Grüne in Niedersachsen die
Landtagswahl gewonnen, kaum ist die neue Landesregierung mit dem
grünen Agrarminister Christian Meyer im Amt, jagt ein
Lebensmittelskandal den nächsten. Pferdefleisch in der Lasagne,
millionenfacher Betrug mit falsch ausgezeichneten Eiern und nun
Schimmelgift in Milch. Zufall? Schon machen in Hannover zynische
Witze die Runde, Ressortchef Meyer habe dies alles inszeniert, um im
Nachhinein seine Berufung zu rechtfertigen. Umgekehrt wird ein Schuh
draus. Man stelle sich vor, die Panschereien wären vor der
Landtagswahl im Agrarland Nummer eins aufgeflogen. Die Grünen, denen
die meiste Kompetenz auf diesem Gebiet zugesprochen wird, hätten dann
sicherlich einige Prozentpunkte mehr eingeheimst. Zumindest beim
Eier-Betrug nähren diverse Hinweise den Verdacht, das bislang
CDU-geführte Landwirtschaftsministerium habe seit 2011 vorliegende
Informationen bewusst zurückgehalten, um sich möglicherweise über den
Wahltermin zu retten. Beim Gift-Mais als Ursache für die belastete
Milch stellen sich die Abläufe etwas anders dar. Der erste
Verdachtsfall trat offensichtlich erst nach der Wahl am 20. Januar
auf. Dennoch drängen sich auch hier Fragen auf. Warum brauchte das
Verbraucherschutzamt Laves drei bis vier Wochen, um den Weg des
Aflatoxins nachzuzeichnen? Warum wurden Meyer und sein Staatssekretär
erst vorgestern informiert? Herrscht da möglicherweise noch eine alte
Denke vor, die eher auf Herunterspielen denn auf Aufklären setzt? Die
neue Hausspitze im Agrarressort, die sich höchste Transparenz auf die
Fahnen geschrieben hat, sagt dazu offiziell lieber nichts. Hinter den
Kulissen dürften die Vorgänge aber intensiv durchleuchtet werden. Die
grünen Chefs wollen und müssen schließlich jeden Verdacht der
Vertuschung vermeiden. Ihre Signale an die Unternehmen der
Landwirtschaft sind ebenso deutlich. Milde oder gar ein Wegsehen
dürfen Erzeuger und Futtermittelhersteller nicht mehr erwarten. Und
das ist für die Konsumenten eine ebenso gute Nachricht wie für die
Branche selbst. Ihr kann nämlich nicht daran gelegen sein, dass
Pfusch oder gar kriminelle Energie einzelner schwarzer Schafe den Ruf
dieses für Niedersachsen so wichtigen Wirtschaftszweigs insgesamt
schädigen.

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