Westdeutsche Zeitung: Auch die Eurokrise schadet der Popularität der Kanzlerin nicht – Das Phänomen Angela Merkel Ein Kommentar von Lothar Leuschen

Ihre Partei kommt in der Wählergunst nicht mehr
recht vom Fleck. Aber die Vorsitzende und Bundeskanzlerin schwimmt
auf einer Welle der Zustimmung und Sympathie. Angela Merkel ist ein
Phänomen. Das müssen selbst jene neidlos anerkennen, die weder die
Politik noch den Politikstil Merkels teilen.

Denn repräsentative Umfragen lügen in der Regel nicht. Und die
Neueste sagt aus, dass die überwiegende Mehrheit der Bürger in
Deutschland dieser Kanzlerin vertraut. Eine Zustimmung weit jenseits
der 60-Prozent-Marke bedeutet zwingend, dass auch Anhänger des
oppositionellen politischen Lagers mit der Kanzlerschaft der Frau aus
Mecklenburg-Vorpommern einverstanden sind. Das macht es für jeden
Kanzlerkandidaten der SPD schwer, die Mehrheit des Wahlvolkes hinter
sich zu bringen, zumal die Sozialdemokraten wahrscheinlich wieder zu
lange damit warten werden, ihren Spitzenmann aufzubauen. Dass es sich
um eine Kandidatin handeln könnte, ist seit der Absage von
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft unwahrscheinlich.

Merkel kommen im Auge der Öffentlichkeit zwei Eigenschaften
zugute. Zum einen ist sie die überaus erfolgreiche Kanzlerin der
überaus erfolgreichen Großen Koalition gewesen. Zum anderen steht sie
für viele Deutsche in Zeiten der Krise – bis zum Vorwurf, stur zu
sein – für die Interessen Deutschlands und seiner Steuerzahler ein.
Dass sie sich zuletzt auf dem EU-Gipfel von Italien, Frankreich und
Spanien in den Senkel stellen lassen musste, hat ihrer Popularität
offenbar auch noch genutzt. Selbst Niederlagen mutieren für Merkel
nachträglich zu Siegen.

Einziges Problem der Kanzlerin: weder die Union noch der
Koalitionspartner FDP von der Popularität der Regierungschefin
profitieren können. Sie schaden sich stattdessen mit
Profilierungsversuchen eines Horst Seehofers oder damit, dass Dirk
Niebel seinen Teppich aus Afghanistan nicht verzollt.

Allen für die Koalition schlechten Sonntagsfragen zum Trotz könnte
es im nächsten Jahr dennoch für eine neue Legislaturperiode unter der
Kanzlerschaft Angela Merkels reichen. Dafür muss allerdings noch
einiges geschehen. Vor allem muss die Eurokrise dem Ende zugehen. Und
die Rettung sollte die Handschrift von Angela Merkel tragen.

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