Mit seiner Aufforderung an die
Nato-Streitkräfte, Afghanistan ein Jahr früher als geplant zu
verlassen, könnte Präsident Hamid Karsai eine Lawine losgetreten
haben. US-Präsident Barack Obama kann im Wahlkampf nichts besseres
passieren. Er muss sich nicht die Finger schmutzig machen mit einem
früheren Abzug, beruft sich auf Karsai und nutzt dies beim
Wählerfang. Auch andere Nationen könnten zu Abzugssympathisanten
werden. Merkwürdig ist der Zeitpunkt seiner Worte. Einen Tag zuvor
hörten sich die gegenüber Verteidigungsminister Thomas de Maizière
noch anders an. Das hat seinen Grund: Diesmal wollte Karsai vor allem
ein Zeichen an das eigene Volk, aber nicht ins Ausland senden. Er
tritt dem Ruf als Schoßhund der Amerikaner entgegen. Das war nach dem
Amoklauf eines US-Soldaten absehbar. Das Bild des US-Freundes kann er
sich nicht mehr leisten. Es irritiert aber, dass die Taliban am
selben Tag die Gespräche mit den USA abbrechen, an dem Karsai die
Abzugspläne ins Wanken bringt. Der Verdacht der Absprache liegt nahe.
Und schon stünde Afghanistan wieder am Anfang. Mission gescheitert!
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