Um von einer tiefen deutsch-russischen
Freundschaft zu sprechen, ist es noch zu früh. Die schlimmen
Ereignisse des 20. Jahrhunderts sind weder in Berlin noch in Moskau
vergessen. So sind es vor allem die Wirtschaftskontakte, die die
guten Beziehungen ausmachen. Insbesondere Staatspräsident Dmitri
Medwedew vermittelt aber den Eindruck, dass er es ehrlich meint, wenn
er sagt, streiten sei besser als schweigen. Schwierige Themen müssen
auf den Tisch, ohne dass sich einer der Geprächspartner beleidigt
zurückzieht. So hat die Kanzlerin die Menschenrechte in Russland
angesprochen. Medwedew zeigte sich einsichtig. Er beschränkt sich
allerdings darauf, lediglich Forderungen zu erheben. Er ist es, der
im Kreml sitzt und die Richtung der Politik vorgeben kann. Wenn
Ministerpräsident Wladimir Putin die Medien gängelt, könnte Medwedew
eingreifen. Auch fordert er offene Wahlen in seinem Land.
Gleichzeitig lässt er es zu, dass die Hürden für neue Parteien immer
höher werden. Verantwortlich ist auch dafür die Putin-Regierung.
Medwedew zeigt nur selten, wer der Herr im Haus ist. Oder ist er es
gar nicht?
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