Der Bessere sollte das Spiel gewinnen, aber rund
um das kleine Westfalenderby zwischen Arminia Bielefeld und Preußen
Münster darf es ruhig zwei Sieger geben: Einsicht und Vernunft.
Allen, die auf diese Partie am Samstag aufpassen müssen, ist dabei
schon ein wenig unbehaglich zumute. »Hochrisiko« – wie sich das schon
anhört. Das klingt gleich nach Gefahr in Verzug. Aber genau in diese
Problemkategorie hat der Deutsche Fußball-Bund das Duell der
Drittligisten einsortiert. Nicht von ungefähr ist es bereits einmal
abgesagt worden, weil nicht genug Einsatzkräfte bereit standen. Vom
Aufwand, der für so ein Spiel betrieben werden muss, machen sich die
meisten gar kein Bild.
Warum das überhaupt nötig ist? Das wird wohl immer die Frage
bleiben. Es vollziehen sich Prozesse, die nicht nur schwer
kontrollierbar, sondern auch unbegreiflich sind. Da wird in Schalke
ein Manuel Neuer niedergemacht, weil er zum FC Bayern wechselt. In
München wollen ihn die Hardliner auch nicht haben. Verräter für die
einen, unwillkommen bei den anderen: Humbug bleibt beides.
Der Fußball ist zur freien Wildbahn geworden, in dem es offenbar
keine Tabus mehr gibt. Neulich wurde bei einem unterklassigen Spiel
der Schiedsrichter von einem Vermummten in der Kabine vermöbelt, und
nicht einmal in der häuslichen Umgebung gibt es Sicherheit. Beim
Magdeburger Daniel Bauer klingelte eine Abordnung von Hooligans an
der Tür und bedrohte den Spieler des Viertligisten mit übergestülpten
Mützen. Bauer verließ die Stadt.
Inzwischen treten aus allen Ecken die Marktschreier hervor, die
glauben, alles zu wissen. Konzeptionell daran wirkt wenig, es wird zu
viel drauflos gequatscht. Nur die Enden auf der Palette der
Möglichkeiten sind klar markiert. Das reicht von Sanktion zu
Kommunikation, oder umgekehrt, wenn einem das lieber ist. Der
Deutsche Fußball Bund kämpft gerade mit einer Steueraffäre unter
Schiedsrichten sowie der Schmuddelnummer zwischen seinem
Ex-Schiri-Sprecher und einem Unparteiischen. Die neu entflammte
Debatte um Sicherheit kann er derzeit gar nicht gebrauchen, führen
muss er sie trotzdem. Wenn er dann grummelt, der Verband, erwischt es
häufig die Vereine, obwohl die auch nicht wissen, wie sie der Lage
Herr werden sollen. Nach der Randale von Dynamo-Dresden-Anhängern
beim Pokalspiel in Dortmund wollen die strengen DFB-Funktionäre den
Zweitligisten für eine Saison aus dem Cup kegeln. Ein Rechtsstreit
mit dem restlos verärgerten Klub ist nun die unnütze Folge.
So etwas hilft in der Sache niemandem, dient aber als
abschreckendes Beispiel vor dem Derby. Der SC Preußen steht bereits
auf der schwarzen Liste, Arminia möchte gar nicht erst drauf.
Geldstrafen und Punktabzüge hat sich der Verein schon selbst
eingebrockt, das muss er nicht auch noch haben, sollten Teile seiner
Fans durchticken. Insofern ist der Appell, besonnen zu bleiben,
richtig. Auf dem Platz mit Schmackes, auf der Tribüne in Stimmung –
das geht in Ordnung. Ansonsten kann man sich nur wünschen, dass
Samstag westfälischer Friede herrscht.
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Westfalen-Blatt
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Andreas Kolesch
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