Westfalenpost: Gesundheit – Patient oder Störfaktor

Wie viel freie Marktwirtschaft verträgt unser
Gesundheitssystem? Diese Frage stellt sich, weil ein neues Gesetz dem
Bundeskartellamt ermöglicht, sich auf dem Krankenkassenmarkt
einzumischen. Fusionen von Kassen bedürfen ab sofort der Zustimmung.
Auf diese Weise will die Bundesregierung eine marktbeherrschende
Stellung von Groß-Kassen verhindern. Die Opposition schäumt. Sie
trägt vor, dass die gesetzlichen Krankenkassen ohnedies verpflichtet
sind, Diagnose und Behandlung ohne Gewinnstreben und zu günstigen
Kosten anzubieten. Daher sei der Einbruch privatrechtlichen
Kartellrechts ins sozialrechtliche Kooperationsgebot ein schwerer
Systembruch. Der Patient kann da nur den Kopf schütteln. Ihm ist eine
qualifizierte und möglichst ortsnahe Versorgung zu günstigen
Beiträgen wichtig. Und ihm ist wichtig, dass sich der Herr Doktor
Zeit nehmen kann fürs Zuhören und vielleicht sogar für einen
tröstenden Satz. Bei einer Gesprächspauschale von 15 oder 35 Euro
aber hat man bisweilen das Gefühl, dass der Patient zum Störfaktor
wird. Statt bürokratische Ungetüme zu vereinen, mit denen
Kassenbeiträge auf Ärzte-Gruppen unterschiedlich verteilt werden,
sollte endlich der Patient wieder in den Mittelpunkt des Systems
gerückt werden.

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