Westfalenpost: Kein Ruhmesblatt Kommentar von Stefan Pohl zum Thema Stress am Arbeitsplatz

Das Vertrackte am Stress am Arbeitsplatz ist, dass
Menschen ihn unterschiedlich stark empfinden. Bewältigt der eine
über Jahre hinweg spielerisch leicht zwei oder mehr Aufgaben
gleichzeitig, so kann die gleiche Belastung seinen Kollegen
regelmäßig an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringen. Steckt der
eine ständigen Zeitdruck oder immer gleiche monotone Handgriffe
klaglos weg, reagiert der andere überfordert bei dauernden
Unterbrechungen oder Überstunden. Das kann, muss aber nicht zu
Krankheiten führen. Deshalb dürfte die vom DGB geforderte generelle
Anti-Stress-Verordnung auch wenig Fortschritte bringen. Die
Arbeitnehmer sind einfach zu verschieden. Gemeinsamer Nenner sind
allein steigender Wettbewerbs- und Kostendruck in den Firmen. Dennoch
gilt es zügig zu Lösungen zu kommen, bei denen
Branchen-Besonderheiten Eingang finden. Die Ärzte reagieren auf das
Thema weitaus sensibler als noch vor Jahren – die steigende Zahl von
Krankschreibungen und Frühverrentungen geht ins Geld und ist
betriebs- wie volkswirtschaftlich kein Ruhmesblatt. Nur Zyniker
könnten einwenden, das alles sei ein Luxusproblem. Die Leute sollten
froh sein, überhaupt noch Arbeit zu haben.

Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160