Westfalenpost: Mehr mündige Patienten / Kommentar von Julia Emmrich zu Behandlungsfehlern

Es ist eine Binsenweisheit: Wo Menschen am Werk
sind, da passieren auch Fehler. Es wäre deshalb komplett falsch, nun
mit Spott, Häme oder Empörung über die Ärzteschaft herzufallen, weil
nicht immer alles glatt läuft in den Kliniken und Praxen. Weil
Röntgenbilder verwechselt werden oder Medikamente vertauscht. Oder
weil es immer mal wieder einem OP-Team passiert, dass Werkzeuge im
Körper des Patienten vergessen werden.

Keine Frage: Jeder einzelne Fall ist bitter, vor allem dann, wenn
die betroffenen Patienten bleibende Schäden davon tragen. Und erst
recht, wenn sie oft Jahre lang und manches Mal sogar vergeblich auf
Schadensersatz warten müssen und so ein zweites Mal zum Opfer werden.

Die Tatsache aber, dass sich immer mehr Patienten mit
Verdachtsfällen an die Kassen wenden, taugt nicht als Prügel, um
damit auf die Ärzte einzudreschen. Sie zeigt vielmehr dass die
Patienten selbstbewusster werden, dass sie schlecht gelaufene
Behandlungen nicht einfach hinnehmen. Und das ist gut so: Bessere
Behandlungsqualität hängt von vielen Faktoren ab – mehr Personal,
mehr Zeit, verbindlichere Sicherheitsstandards. Aber es braucht eben
auch kritische, mündige Patienten, die Qualität einfordern.

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