Wenn heute Abend der Bischof von Rom vier Stunden
lang auf dem Petersplatz für den Frieden betet, dann muss der
nüchterne Beobachter sagen: Jetzt hilft auch nur noch beten. Denn die
Chance, mit einem politischen Zeichen auf die Giftgaseinsätze in
Syrien zu reagieren, wurde auf dem Gipfel in St. Petersburg vertan.
An den immer zuerst kritisierten westlichen Politikern lag es diesmal
nicht. Barack Obama rang sich, was eine Geste seltener Demut ist,
nach den unzähligen Provokationen Wladimir Putins doch noch zu einem
Vier-Augen-Gespräch durch. Es fruchtete nichts. Die konsequente
Haltung Frankreichs, die lauten Mahnungen Deutschlands, die nur durch
einen überraschenden Parlamentsbeschluss gestoppten militärischen
Vorbereitungen Großbritanniens: folgenlos. An der Kreml-Mauer prallt
derzeit alles ab, und da Putins Ruf ohnehin ruiniert ist, macht es
ihm offenbar nichts aus, künftig als Schutzpatron eines Regimes
gelten zu dürfen, der seinem Vasallen selbst den Einsatz von Giftgas
nachsieht.
Da interessierte es nur noch am Rande, dass beim eigentlichen
Thema der Tagesordnung, der Neuordnung der Finanzwirtschaft,
ebenfalls so gut wie nichts Greifbares herauskam. Zum einen leidet
der Gipfel an der Vielzahl der beteiligten Staaten, die noch schwerer
als bei den früheren G8-Gipfeln unter einen Hut zu bringen sind. Zum
anderen haben unter anderem der Wahlkampf in Deutschland und die
heillos zerstrittene US-Politik die westliche Verhandlungsposition
geschwächt. Wenn Putin nicht fürchten musste, einer geschlossenen
Front gegenüberzustehen, konnte er seine Unbeweglichkeit geradezu
zelebrieren. Naiv, wer da im Syrien-Konflikt nach einem
internationalen Mandat ruft. Das wird es mit dem Russland Putins
nicht geben. Manchem seiner alten Freunde im Westen sollte das
peinlich sein.
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