Westfalenpost: zu Hausärzten: Das System muss sich ändern – für Ärzte und Patienten Von Rolf Hansmann

Vierundzwanzig Stunden am Tag und sieben Tage in der
Woche einsatzbereit: So hat man sich nicht nur im Fernsehen den guten
alten Landarzt vorgestellt. Doch die Zeiten, die Gesellschaft und
die Ansprüche haben sich verändert. Insbesondere junge Ärzte wollen
sich nicht mehr auf dem Land niederlassen. Die hohe Arbeitsbelastung
für Hausärzte im ländlichen Raum, die im Widerspruch zum Wunsch nach
einem intensiven Familienleben stehen kann, mag ein Grund dafür sein.
Die gegenüber Medizinern in Ballungsräumen geringeren
Verdienstmöglichkeiten ein anderer. Es ist Ursachenforschung
angesagt: Warum fehlen Hausärzte, warum droht eine Lücke bei der
wohnortnahen medizinischen Versorgung? Der Gemeinsame Bundesausschuss
hat – dieser Eindruck drängt sich auf – den zweiten Schritt vor dem
ersten gemacht. Er hat den Weg für fast 3000 neue Hausärzte in der
Republik (darunter 710 in NRW) freigemacht – dabei stehen schon
genügend Praxen leer – weil sie kein Arzt übernehmen will.
Finanzielle Anreize für Mediziner auf dem Land sind nicht das
Patentrezept gegen diese Entwicklung, aber sie können sehr wirksam
sein. Wenn man in der Stadt mit geringerem Arbeitsaufwand am Ende des
Monats auf die gleiche Vergütung kommt, muss ein Fehler im System
vorliegen. Nebenbei bemerkt: Die Vorstellung, Hausärzte könnten
Geldspeicher à la Dagobert Duck füllen, ist überholt. Hausärzte
brauchen gute Lebens- und Arbeitsbedingungen. Und Menschen abseits
der Ballungsräume brauchen Landärzte – als Familienbegleiter, aber
auch als Teil einer funktionierenden Infrastruktur.

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