Rheinische Post: Obamas Rubikon

Nach über drei Jahren in der Rolle als
Zuschauer des syrischen Bürgerkriegs ist Obama dabei, den Rubikon zu
überschreiten. Seine Luftwaffe wird die IS-Miliz auch in Syrien
angreifen, in dessen Konfliktstrudel er bis vor kurzem um keinen
Preis hineingezogen werden wollte. Nicht zuletzt waren es
innenpolitische Gründe, die seine Zurückhaltung bestimmten: Nach dem
Irak-Desaster wollte sich das kriegsmüde Amerika einfach nur
fernhalten vom unberechenbaren, undankbaren Nahen Osten. Doch die
Enthauptung zweier US-Reporter ändert das Kalkül des Präsidenten.
Nur: Was er präsentiert, ist eine Rechnung mit vielen Unbekannten.
Die breite regionale Koalition gegen IS – vorerst steht sie nur auf
dem Papier, besonders in Syrien. Die moderate Opposition, an den Rand
oder ins Exil gedrängt, dürfte auf absehbare Zeit zu schwach sein, um
den Fanatikern Paroli bieten zu können. Und das Assad-Regime kommt
für Obama als Partner nicht infrage. Der Präsident wird noch genauer
erklären müssen, wie er die Terrormiliz zurückzudrängen gedenkt.

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