Westfalenpost: Die Eltern machen es vor / Kommentar von Monika Willer zur Studie „Kinder in der digitalen Welt

Mamas Tablet hat schon für Krabbelkinder eine große
Anziehungskraft – wie alle Geräte, bei denen sich Bilder bewegen und
die Geräusche erzeugen können. In der Generation der Eltern war das
Plastiktelefon der Hit im Kinderzimmer, heute sind es technische
Spielereien, mit denen man ins weltweite Netz kommt. Dabei ist es
völlig sinnlos, die „Digitalisierung“ kleiner Kinder zu beklagen. Die
Jungen und Mädchen wachsen nun mal in einer Zeit auf, in der
virtuelle Inhalte oft realer erscheinen als der Bolzplatz vor der
Haustür. Und sie imitieren nur, was Vater und Mutter vorleben.

In den meisten bürgerlichen Familien wird spätestens ab der
fünften Klasse erbittert um die erlaubten Mediennutzungszeiten
gestritten. Die Spielekonsole lädt ja zur Weltflucht ein. Doch wo
Medienkonsum ein Thema ist, droht Kindern keine Gefahr. Bedenklich
stimmt hingegen, dass das Internet eine neue Zweiklassen-Gesellschaft
hervorbringt. Eltern mit geringer Bildung, die ohnehin nicht lesen,
nutzen auch das Netz zur Unterhaltung, nicht zum Lernen. Sie daddeln,
und der Nachwuchs daddelt mit. Damit drohen ganze Generationen, von
der Wissensgesellschaft abgekoppelt zu werden. Denn in einem Punkt
braucht man sich nichts vorzumachen: Wer die digitale Epoche aktiv
mitgestalten und nicht nur von ihr abgezockt werden will, der muss
sehr gut informiert sein.

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