Südwest Presse: KOMMENTAR · FLÜCHTLINGE

KOMMENTAR · FLÜCHTLINGE

Fehlender Schulterschluss

Deutschland führt die Grenzkontrollen wieder ein und setzt den
Zugverkehr nach Österreich vorübergehend aus. Das ist ein notwendiger
Schritt, der nichts damit zu tun hat, dass die Regierung die
Willkommenskultur unterbinden will, für die die Bundesrepublik
international viel gelobt wurde. Aber der Flüchtlingsstrom wächst so
rasant, dass immer mehr Bundesländer Alarm schlagen. Vor allem Bayern
und deren Hauptstadt München ächzen unter der Last, die sie zu tragen
haben. Allein seit Anfang August kamen in der Bayernmetropole rund 63
000 Asylsuchende an, das kommt der Einwohnerzahl von Rosenheim
gleich. Bei allem guten Willen ist damit selbst für eine der
reichsten Städte Deutschlands das Limit erreicht. Die Bereitschaft,
Bayern zu unterstützen, fiel bei einigen Ländern dürftig aus.
Insbesondere im Osten hielten sich die Regierungen zurück. Das Wort
Solidarität existiert dort offenbar nur in eine Richtung – von West
nach Ost. Der fehlende Schulterschluss im eigenen Land ist keine gute
Voraussetzung für das, was Deutschland heute in der europäischen
Gemeinschaft durchsetzen will: eine faire Verteilung nach Quote. Auch
in der EU sperren sich vor allem die Länder, die nach dem Niedergang
des Ostblocks gerne auf die Aufbauhilfe aus dem Westen
zurückgegriffen haben und das noch tun. Wie wäre es damit:
Demjenigen, der keine Flüchtlinge aufnimmt, werden die EU-Gelder
deutlich gekürzt.

Pressekontakt:
Südwest Presse
Ulrike Sosalla
Telefon: 0731/156218