Welche Parteien den Wählerwillen erfüllen – und
welche nicht
Beim Tauziehen um eine Regierungsbildung behaupten die Parteien,
es sei alles so kompli¬ziert, weil der „Wählerwille“ beachtet werden
müsse. Die meisten Wähler glauben aber gar nicht daran, dass die
Parteien sich tatsächlich nach ihren Wünschen und Vorstellungen
rich¬ten. Das ist das Er¬gebnis einer forsa-Umfrage im Auftrag der
Mediengruppe RTL.
AfD und FDP trauen die Wähler derzeit am wenigsten
Nur 11 Prozent der Bundesbürger glauben, dass die AfD den Willen
ihrer Wähler ernst nimmt. Von der FDP glauben das auch nur 13 Prozent
der Deutschen. Zum Vergleich: 31 Pro¬zent der Befragten billigen der
CDU zu, dass sie den Wählerwillen respektiert. Über die Grü¬nen
denken das 25 Pro-zent, über SPD und CSU jeweils 21 Prozent und 17
Prozent glauben das von den Linken. Während die meisten Parteien
immerhin bei der Mehrheit der eigenen Wähler Vertrauen genießen
(zwi-schen 55 und 68 Prozent), ist das bei den Wählern von CSU und
FDP nur bei einer Minderheit der Fall: Nur 48 Prozent der CSU-Wähler
und 44 Prozent der FDP-Wähler fühlen sich von „ihrer“ Partei ernst
genommen. Forsa-Chef Prof. Manfred Güllner gegenüber der Mediengruppe
RTL: „Gerade FDP und CSU wird von vielen ihrer Anhä¬nger unterstellt,
dass sie den Willen ihrer Wähler eher missachten oder missdeuten als
ihn in ihrem Verhalten zu berücksichtigen.“ Das Misstrauen gegenüber
der FDP zeigt sich auch in einem weiteren Ergebnis: Nur zwei Drittel
der liberalen Wähler (66%) würden ihre Stimme bei einem neuen
Wahlgang der FDP geben. Die Bindekraft der übrigen Parteien ist
erkennbar größer: 90 Prozent der Grünen-Wähler würden heute wieder so
wählen, bei CDU sind es 89 Prozent (SPD: 86%, AfD: 85%, Linke: 84%,
CSU: 80%). Von den FDP-Verprellten würden 43 Prozent die Union
wählen, 16 Prozent die Grünen, 12 Prozent die SPD, 10 Prozent die
AfD, 11 Prozent eine andere Partei und 8 Prozent würden gar nicht
mehr wählen gehen.
Pragmatische Lösungen, das Wahlprogramm zählt nicht
Fast zwei Drittel der Bundesbürger (64%) erwarten von den
Parteien, sie sollten pragmatisch nach Lösungen suchen statt auf
Einhaltung ihrer Wahlprogramme zu beharren. Dieser Auf¬fassung sind
vor allem die Wähler der CSU (78%), CDU (77%) und der Grünen (71%).
65 Pro¬zent der FDP-Wähler und 63 Prozent der SPD-Wähler sind
ebenfalls dieser Meinung. Nur in der Anhängerschaft der AfD gibt es
eine Mehrheit von 57 Prozent, die für ein striktes Fest¬halten ihrer
Partei am Wahlpro¬gramm sind. Forsa-Chef Prof. Manfred Güllner
gegenüber der Mediengruppe RTL: „Statt Dogma¬tismus erwarten die
Wähler ein an den jeweiligen Proble¬men orientiertes Handeln.“
Was will die SPD wirklich?
Über die Hälfte aller Wähler (54%) ist der Überzeugung, dass die
SPD nicht weiß, was sie wirklich will – regieren oder opponieren. Der
Auffassung sind vor allem die Anhänger von CDU (74%), CSU (80%), FDP
(66%) und AfD (59%). Auch ein Drittel der SPD-Wähler (34%) hat das
Gefühl, dass die Sozialdemokraten sich nicht entscheiden können. 60
Prozent der SPD-Wähler glauben allerdings nicht an eine
Entscheidungsschwäche ihrer Partei. Als Alternative zum Eintritt in
eine Große Koali-tion (GroKo) hatten Sozialdemokraten das Modell
einer „Kooperativen Koalition“ (KoKo) vorge-schlagen. 57 Prozent der
Bundesbürger allerdings sind überzeugt, dass ein solches auf
wechselnde Mehrheiten angewiesenes Mo¬dell „nicht funktionieren“
würde. Das sehen drei Viertel der Unions-Wähler, aber auch die Hälfte
der SPD-Anhänger so. Lediglich bei den Anhängern der Grünen (53%) und
der Linken (52%) findet dieses Regierungs-Experiment Anklang.
Lob für die Grünen, Kritik an Lindner und Seehofer
An der Regierungsbildung haben sich inzwischen schon viele
versucht. Wie beurteilen die Deut-schen das Verhalten der
Spitzenpolitiker nach der Bundestagwahl, hat forsa die Bundes¬bürger
im Auftrag der Mediengruppe RTL befragt. Das Ergebnis: Die Befragten
sind vor allem mit den beiden Grünen Cem Özdemir (55%) und Katrin
Göring-Eckardt (40%) zufrieden. An¬gela Merkel kommt mit 36 Prozent
Zustimmung auf Platz 3. Dahinter: Martin Schulz (25%), Christian
Lindner (22%) und Horst Seehofer (19%). Sogar bei den Anhängern der
eigenen Partei stoßen die Chefs von FDP und CSU auf eher geringe
Begeisterung – bei Lindner 50 Pro¬zent der FDP-Wähler, bei Seehofer
43 Pro¬zent der CSU-Wähler.
Regierungsbildung dauert zu lange
71 Prozent der Deutschen haben kein Verständnis dafür, „dass die
Bildung einer neuen Bun¬desre-gierung so lange dauert“. Lediglich 23
Prozent der Bundesbürger sind der Auffassung, die Parteien sollten
sich ruhig Zeit lassen. Die Hauptschuld an der Verzögerung tragen
nach Auffassung der Deutschen die FDP (30%), die SPD (28%) und die
CDU (24%). forsa hat außer¬dem gefragt: Welche Politiker sind dafür
verantwortlich, dass Deutschland noch keine Regie¬rung hat? Die
Schuldzuwei-sung ist eindeutig: FDP-Chef Christian Lindner (39%) mit
großen Abstand vor SPD-Chef Martin Schulz (27%) und CDU-Chefin Angela
Merkel (24%). Das Grü¬nen-Duo Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir
machen lediglich je 9 Prozent verantwort¬lich für die verzögerte
Regierungsbildung.
Der Wählerwille ändert sich kaum
Auch zwölf Wochen nach der Bundestagswahl hat sich an den
Wahlabsichten der Deutschen kaum etwas geändert. Vor einer Woche nach
dem SPD-Parteitag hatte forsa ermittelt, dass die Sozialde-mokraten
nicht hinzugewinnen konnten, so auch im Lauf dieser Woche: Die SPD
würde mit 20 Pro-zent nicht mehr Stimmen erhalten als bei der Wahl am
24. September. Die Union erhielte mit 33 Prozent ebenfalls ähnlich
viele Stimmen. Die FDP würde weiter deut¬lich schlechter, die Grünen
deutlich besser abschneiden.
Die Ergebnisse im Einzelnen: CDU/CSU 33 Prozent (Bundestagswahl
32,9), SPD 20 Prozent (20,5), FDP 8 Prozent (10,7), Grüne 12 Prozent
(8,9), Linke 10 Prozent (9,2), AfD 12 Prozent (12,6). 5 Pro-zent
würden sich für eine der sonstigen Parteien entscheiden (5,2). Der
Anteil der Nichtwähler und Unentschlossenen liegt bei 21 Prozent und
damit etwas unter dem An¬teil der Nichtwähler bei der Bundestagswahl
(23,8 Prozent).
Die Meldungen sind mit der Quellenangabe RTL/n-tv-Trendbarometer
frei zur Veröffentli-chung.
Die Daten zum Wählerwillen acht Wochen nach der Wahl wurden vom
Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag der
Mediengruppe RTL vom 13. bis 15. Dezember 2017 erhoben. Datenbasis:
3091 Wähler, die forsa am 24. September im Rahmen einer großen
Wahlstudie befragt hatte. Diese Wahlstudie wurde gemein¬sam mit den
Pro-fessoren Markus Klein (Universität Hannover), Dieter Ohr (Freie
Universität Berlin) und Ulrich Rosar (Universität Düs-seldorf)
durchgeführt. Die Daten für die Parteien-Präferenz wurden vom 11. bis
15. De¬zember 2017 vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa im
Auftrag der Mediengruppe RTL erhoben. Datenbasis: 2501 Befragte.
Statistische Fehlertoleranz: +/- 2,5 Prozentpunkte. Die Daten zur
verzögerten Regie¬rungsbildung wurden am 14. und 15. Dezem-ber 2017
vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag der
Mediengruppe RTL erhoben. Datenbasis: 1004 Befragte. Statistische
Fehlertoleranz: +/- 3 Prozent¬punkte.
Ansprechpartner bei forsa: Dr. Peter Matuschek, Telefon
030-62882442
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