Im Jahr 2015 haben die Mitgliedsstaaten der
Vereinten Nationen die „Agenda 2030“ verabschiedet. Innerhalb von 15
Jahren soll es keine Kinderarmut und keinen Hunger mehr geben, jedes
Kind eine Grundschulbildung erhalten, Frauen und Mädchen
gleichberechtigt sein. Auch der Kampf für eine bessere
Gesundheitsversorgung und gegen Kinderhandel und Gewalt an
Heranwachsenden sind Teil der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung,
auf die sich Politiker aus aller Welt unter dem Dach der UN einigen
konnten.
„Der Umsetzungsprozess hat begonnen, doch die Zeit drängt“, sagt
Louay Yassin, Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit, zum
Jahreswechsel.
Laut der Hilfsorganisation habe sich die Lebenssituation von
Kindern weltweit zwar deutlich verbessert, „doch das Tempo reicht
nicht aus, um die Nachhaltigkeitsziele, die sich mit Kindern
befassen, bis 2030 zu erreichen“, sagt Yassin.
Folgende zentrale Punkte der Agenda 2030 betreffen Kinder:
Armut soll überall auf der Welt beseitigt werden.
Die Zahl der Menschen, die am Tag mit 1,90 Dollar auskommen
müssen, ist seit 1999 von 1,7 Milliarden auf 767 Millionen gefallen.
Damit ist der Anteil der extremen Armut von weltweit 28 auf 11
Prozent gefallen. Das sei die gute Nachricht, sagt Yassin. Allerdings
verdeckten globale Durchschnittswerte tiefe regionale oder nationale
Unterschiede. „In Afrika südlich der Sahara leben trotz sinkender
Armutsrate immer noch 42 Prozent der Bevölkerung in extremer Armut.
In dieser Region lebt fast die Hälfte der ärmsten Menschen weltweit.“
Auch litten Kinder häufiger als Erwachsene unter Armut. So sei die
Hälfte aller armen Menschen Kinder. Um diese zu schützen, seien
funktionierende Sozialschutzsysteme unverzichtbar. Doch 2016
erhielten immer noch nur 35 Prozent aller Kinder weltweit sozialen
Schutz. „Kinder sind die Schwächsten, wir müssen sie stärken und mit
gezielten Maßnahmen aus der Armut herausholen“, sagt Yassin.
Den Hunger beenden
Der Anteil der Unterernährten sank weltweit von 15 Prozent im Jahr
2000 auf etwa 11 Prozent. „Trotzdem hungert noch immer jeder vierte
Mensch weltweit“, sagt Yassin. Immer noch litten rund 155 Millionen
Kinder unter Wachstumsstörungen, 52 Millionen gelten als ausgezehrt.
„Diese Kinder sind in ihrer gesamten Entwicklung beeinträchtigt!“,
sagt Yassin. Sie liefen nicht nur Gefahr, an einfachen Infektionen zu
sterben, sondern lernen auch schwerer Lesen, Schreiben und Rechnen
und seien später im Leben anfälliger für nicht Krankheiten.
Überall auf der Welt sollen Jungen und Mädchen eine kostenlose
Grundschulbildung erhalten.
Die Zahl der Kinder im Grundschulalter, die keine Schule besuchen,
sank seit 2000 von 15 Prozent auf 9 Prozent im Jahr 2008. „Seitdem
stagniert diese Entwicklung“, sagt Yassin. Über eine Viertelmilliarde
Kinder und Jugendliche im Schulalter hätten immer noch keinen Zugang
zu Bildung. Auch in diesem Bereich seien die Probleme in Afrika und
Südasien, wo die Hälfte aller Kinder weltweit leben, am größten.
„Leider gilt immer noch: Geschlecht, Geburtsort, soziale und
wirtschaftliche Situation der Familie bestimmen darüber, ob ein Kind
eine Zukunft hat, oder eben nicht“, sagt Yassin.
Benachteiligung von Frauen und Mädchen soll es nicht mehr geben.
Bei der Gleichberechtigung von Frauen und Mädchen wurden
Fortschritte gemacht. In vielen Weltregionen gehen mittlerweile
genauso viele Mädchen wie Jungen zur Schule. Auch ist die Zahl der
Kinderehen von 32,5 Prozent im Jahr 2000 auf 26,7 Prozent gesunken
und Zwangsbeschneidungen sind weltweit rückläufig. „Aber immer noch
sorgen patriarchale Strukturen und soziale Normen dafür, dass wir
weit von einer Gleichberechtigung entfernt sind“, sagt Yassin.
Kein Baby und kein Kleinkind soll an vermeidbaren Ursachen
sterben.
Seit 2000 wurde die Kindersterblichkeit von weltweit 9,8 Millionen
Kindern pro Jahr auf unter 6 Millionen verringert – das ist ein
Rückgang von 44 Prozent. Große Defizite gebe es aber weiterhin bei
der Versorgung von Neugeborenen, Schwangeren und Müttern. Auch hier
seien die Unterschiede dramatisch: „Frauen aus wohlhabenden Familien
zum Beispiel haben weit bessere Chancen, dass bei der Geburt ihres
Kindes eine Hebamme hilft, als Frauen aus armen Verhältnissen“, sagt
Yassin.
Kein Kinderhandel mehr und ein Ende aller Formen von Gewalt gegen
Kinder.
Weltweit erleiden immer noch Millionen Jungen und Mädchen in ihrem
täglichen Lebensumfeld körperliche Züchtigung, sexuellen Missbrauch,
verbale Einschüchterung und psychologische Aggression. In den 76
Ländern, für die für 2005 bis 2016 Daten vorlagen, waren im Schnitt
80 Prozent der Kinder zwischen 1 und 14 Jahren regelmäßig
psychologischer Aggression und/oder körperlicher Züchtigung
ausgesetzt. Auch gibt es weltweit immer noch Millionen Opfer von
Kinderhandel. Eine verlässliche Schätzung über eine genaue Zahl sei
nicht möglich, doch keine Region weltweit sei laut Yassin gegen
Kinderhandel gefeit.
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