In der vorgezogenen Bundestagswahl sieht Gysi ein mögliches Hemmnis für seine Partei. „Der frühe Neuwahltermin könnte sich für uns als Nachteil erweisen“, sagte Gysi. „Nach dem letzten Parteitag, wo wir uns neu aufgestellt haben, hätten wir nun noch mehr Zeit gebraucht, um das Vertrauen der Menschen wiederzugewinnen, gerade auch im Osten“, sagte Gysi. Er bekräftigte, aus der Not eine Tugend machen zu wollen. „Der kurze Wahlkampf zwingt dazu, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und Leidenschaft zu mobilisieren. Und das ist auch ganz gut“. Umfragen sehen die Linkspartei derzeit bei drei, vier Prozent. Der 76-jährige Gysi kämpft um ein Direktmandat. Seine Mahnung: „Sollte die Linke nicht mehr im Parlament vertreten sein, kommt sie auch nicht mehr wirklich in den Medien vor und damit auch nicht mehr in der Gesellschaft. Das ließe die gesellschaftliche Debatte verarmen“.
Für das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) sieht Gysi mittelfristig nur bescheidene Erfolgsaussichten. „Auch wenn das Bündnis in den Bundestag einziehen sollte, sage ich dem BSW eine begrenzte Haltbarkeit voraus“, betonte Gysi im Gespräch mit der NOZ. „Das BSW macht Flüchtlings- und Europapolitik wie die AfD, Wirtschaftspolitik wie CDU-Bundeskanzler Ludwig Erhard und Sozialpolitik wie wir. Das passt schwer zusammen, sodass sich die Wähler zwar mit dem einen identifizieren können, aber nicht mit dem anderen“, sagte Gysi. Das eigentlich Schlimme aber sei die Hierarchie des BSW: „Aufgebaut allein auf zwei Personen, Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine, wird diese Machtstruktur dauerhaft keinen Bestand haben“.
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