Der umstrittene Mottowagen zeigt, wie ein Priester aus einem Beichtstuhl heraus mit den Worten „Jesus liebt dich“ einen Messdiener anlockt. Aus der Kölner CDU war dies als „Geschmacklosigkeit“ kritisiert worden. Das Erzbistum Köln sprach von einer nicht zu rechtfertigenden Grenzüberschreitung, weil Jesus selbst als Sohn Gottes angeklagt werde. Das Festkomitee Kölner Karneval wies die Vorwürfe zurück.
Haucke schreibt, die Vergewaltigungen, denen er sich habe unterwerfen müssen, seien immer von geistlichen Worten begleitet gewesen wie zum Beispiel: Der liebe Gott will, dass wir uns lieben. „Was also soll falsch sein an der Botschaft des Mottowagens, der den Täter im Beichtstuhl zu seinem Opfer Jesus liebt dich sagen lässt?“
Die Vergewaltigungen von Kindern und Jugendlichen durch Priester hätten nach Schätzungen im Dunkelfeld die Gesundheit, das Vertrauen und auch den Glauben von mehr als 100.000 Menschen allein in Deutschland zunichte gemacht. „Diese unbestrittene Wahrheit muss Christen anstößiger erscheinen als ein Mottowagen im Rosenmontagszug.“
Kritik des Betroffenenenbeirats des Erzbistums Köln an dem Mottowagen wies Haucke – bis zu seinem Austritt 2020 selbst einer der Sprecher dieses Gremiums – als schäbig zurück, weil sie sich der Selbstschutznarrative der Institution Kirche bediene. „Zweifellos verdient der Tatkontext Familie mehr gesamtgesellschaftliche Aufmerksamkeit, mehr politische Beachtung, mehr Präsenz in der Forschung, in den Medien und in Gesetzen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt. Jedoch hat dieses Thema einen eigenen Stellenwert und darf nicht als Alibi benutzt werden, um Kritik an den Missbrauch begünstigenden Strukturen der katholischen Kirche auszuhebeln.“
Der Gastbeitrag im Wortlaut: www.ksta.de/975842 (ab Montag verfügbar)
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