Olaf Scholz tritt an, den erst seit knapp vier
Monaten regierenden Hamburger Bürgermeister Christoph Ahlhaus vom
Thron zu stoßen. Die Chancen des Sozialdemokraten haben sich nach dem
gestrigen Nominierungsparteitag weiter verbessert. Eine Zustimmung
von fast 98 Prozent belegen, dass Scholz den noch vor gut einem Jahr
heillos zerstrittenen Landesverband auf Linie gebracht hat. Scholz–
Stärke ist Ahlhaus– Schwäche. Nein, aus dem einst als „Scholzomat“
verspotteten Politiker ist kein Willy Brandt oder Henning Voscherau
geworden. Aber für den gewieften Pragmatiker reicht es eben derzeit
vollkommen, den Wählern Seriosität, Solidität und Prinzipientreue zu
vermitteln. Allesamt Eigenschaften, die der CDU in den Augen vieler
Hamburger während der gescheiterten schwarz-grünen Koalition abhanden
gekommen sind. Das Millionengrab Elbphilharmonie, die Skandalbank
HSH, die gescheiterte Primarschule – der Sündenzettel der Hanse-Union
ist lang und eignet sich bestens zum Drehbuch für den SPD-Wahlkampf.
Der Berliner Polit-Vollprofi Scholz weiß, wie man solche
Steilvorlagen nutzt. Die Fehler der anderen benennen, die eigene
Zuverlässigkeit beschwören – und das ohne Polemik und verfrühtes
Triumphgeheul. Genau diese Strategie hat Scholz ausgegeben. Sie
könnte ihn geradewegs auf den Bürgermeistersessel führen.
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