Er ist der Mann, der aus beiden Augen blutete:
Dietrich Wagner wurde bei den Demonstrationen gegen das
Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 schwer verletzt und ist nun fast blind.
Fast drei Monate später spricht der 66-Jährige im stern-Interview
über sein Leben, das sich durch die Verletzung komplett veränderte.
„Meine Autonomie ist weg, ich muss versorgt werden wie ein kleines
Kind“, sagt Wagner. Er könne nicht mehr wie gewohnt Fahrradfahren
oder Lesen, seine Lebensgefährtin helfe ihm bei täglichen
Verrichtungen wie beim Rasieren und Anziehen. Wenn er sich einen
Sprudel einschenke, „halte ich den Finger ins Glas, so weiß ich, wann
es voll ist“. Demnächst soll er einen Blindenstock bekommen. Auf
einem Auge ist Wagner erblindet, auf dem anderen hat er noch eine
Sehfähigkeit von acht Prozent.
Wagner betont in dem Gespräch, dass er keine Mitverantwortung für
seine Verletzungen trage, wie ihm ein Polizeisprecher vorgeworfen
hat. Er habe damit gerechnet, durch den Strahl des Wasserwerfers nass
zu werden oder „ein paar blauen Flecken“ zu kassieren, „aber nicht,
dass ich blind geschossen werde“. Das Foto des aus den Augen
blutenden Rentners ging um die Welt.
Er sei erzürnt über die Staatsgewalt, durch die er blind geworden
sei, sagt Wagner. Und er erwarte eine Entschuldigung des
baden-württembergischen Ministerpräsidenten Stefan Mappus bei den
Bürgern.
Pressekontakt:
Ulrike Klode
Nachrichtenredaktion stern/stern.de
Telefon: 040-3703-4287
klode.ulrike@stern.de