Südwest Presse: Kommentar zur Bürgerarbeit

Die Spitzenposition in Sachen Bürgerarbeit im
Südwesten hat derzeit Stuttgart inne – im negativen Sinn: Einen
Arbeitsplatz dieses mit großen Vorschusslorbeeren angekündigten
Vorzeigeprojekts für Langzeitarbeitslose gibt es in der
Landeshauptstadt. Wer den einzigartigen Job ergattert, kann sich
glücklich schätzen. Er verdient Geld, im besten Fall sogar mehr als
sein bisheriges Hartz-IV-Einkommen. Bis dahin wurde er sogar
besonders betreut, durfte extra viele Bewerbungen schreiben, hing
weiter in der Warteschleife für einen Job auf dem regulären
Arbeitsmarkt und landete – weil alles nichts half – in der
Bürgerarbeit. Die Bürgerarbeit ist ein weiterer, gut gemeinter
Baustein in einer langen Reihe von Versuchen, Menschen in Arbeit zu
bringen. Gemessen an den Ansprüchen, die mit Ideen dieser Art
gemeinhin verbunden werden, darf das Projekt zumindest zum jetzigen
Zeitpunkt getrost als Rohrkrepierer bezeichnet werden: Gestartet,
obwohl niemand weiß, welcher Tarif gilt, verbunden mit mehr
Bürokratie als Arbeitsmöglichkeiten – das passt ins Bild dessen,
wovon viele Arbeitslose heute schon ein Lied zu singen wissen. Es ist
bitter genug, aus eigener Kraft kein existenzsicherndes Einkommen
erarbeiten zu können. Meistert dazu der Staat seinen
organisatorischen Anteil so schlecht wie in diesem Fall, bleibt vom
Motto „Fördern und Fordern“ nur das Fordern übrig. Die Betroffenen
können das nur als Hohn empfinden.

Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218