Neues Deutschland: zur Debatte um die FDP

Den treffendsten Kommentar lieferte gestern ganz
bestimmt Frank-Walter Steinmeier. Der machte »mehr als ein nur
inhaltliches Problem aus«, registrierte die beispiellose (!)
Implosion der Partei und riet, sich mit großer Ernsthaftigkeit der
inhaltlichen Auseinandersetzung zu stellen, statt sich auf
kosmetische Operationen zu verlassen. Wohlgesetzte Worte, die man
sich von Steinmeier schon lange gewünscht hat. Der
SPD-Fraktionschef sprach allerdings nicht über seine eigene Partei,
sondern über die Liberalen, auch wenn doch nur die SPD der FDP
wirklich das Wasser reichen kann in Sachen Implosion. Und sein guter
Rat kann nicht als späte Einsicht gewertet werden, denn die SPD hat
ihr Implosionsproblem ganz ähnlich zu lösen versucht wie jetzt die
FDP. Unter vermeintlicher Wahrung des Gesichts und Bewahrung
möglichst vieler Gesichter. Da kann also der FDP bereits jetzt
vorausgesagt werden, wie das Ganze enden wird. Wie bei der SPD, deren
Wahlschlappe am vorletzten Wochenende nur deshalb nicht so ins Auge
gestochen ist, weil genug andere noch schlapper waren. Es wird
einen neuen FDP-Vorsitzenden geben. Das zählt viel in der politischen
Landschaft, weil Schilderträger in der Demokratie meist wichtiger
sind als das, was auf den Schildern steht. Aber es ist trotzdem
nichts. Die FDP hat Steinmeiers Rat gleich zu Beginn ihrer
Aufarbeitung in den Wind geschlagen. Und Rainer Brüderle kann
demnächst sicher mal den Steinmeier machen, als Ratgeber.

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