Deutschlands Kfz-Überwachungsinstitutionen arbeiten
offenbar nicht immer zuverlässig. Das geht aus dem Abschlussbericht
einer umfangreichen Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
zur Qualität der Fahrzeugüberwachung im Auftrag des
Bundesverkehrsministeriums hervor, der dem ARD-Politikmagazin „Report
Mainz“ exklusiv vorliegt. Danach erkennen Prüfingenieure von
Organisationen wie TÜV oder DEKRA bei amtlichen Untersuchungen
aktuell nur durchschnittlich 75 Prozent der Mängel. Dieses Ergebnis
könne „nicht als zufriedenstellend erachtet werden“, so die Studie.
Aus dem Bericht geht hervor, dass Experten im Auftrag der BASt in
sechs Testreihen insgesamt 20 Fahrzeuge mit Mängeln präpariert und
Prüfingenieuren verschiedener Institutionen in mehreren Bundesländern
zur amtlichen Hauptuntersuchung (HU) vorgeführt haben, darunter vor
allem PKW. Insgesamt ergaben sich so mehr als 300
Qualitätskontrollen. Bei den ersten Testreihen, die bereits im Jahr
2006 begannen, fiel die Prüfqualität offenbar besonders schlecht aus.
Zahlen nennt der Bericht zwar nicht. Nach Recherchen von „Report
Mainz“ wurden allerdings zunächst nur 35 Prozent der Mängel erkannt.
Laut BASt-Bericht hat sich die Qualität der Untersuchungen im Verlauf
der Studie zwar „erheblich verbessert“, dennoch müssten Maßnahmen zur
Qualitätsverbesserung intensiviert werden.
Der 17-seitige Bericht macht keine Angaben zur Art der nicht
erkannten Mängel und zu Ergebnissen einzelner Prüfinstitutionen,
führt jedoch schonungslos mögliche Ursachen für die schlechte
Prüfqualität auf. So würden Prüfungen oft nicht komplett
durchgeführt: „Einzelne Teile der Fahrzeugprüfungen werden gänzlich
weggelassen (z. B. bei Nutzfahrzeugen die Drucksicherungsprüfungen
bei Bremsprüfungen).“ Zudem würden Fahrzeuge vom Werkstattpersonal
geprüft anstatt vom Prüfingenieur. Weiter heißt es: „Die Fahrzeuge
werden –abgenommen– und die Prüfplakette zugeteilt (–geklebt–),
obwohl die Mängel noch nicht behoben sind.“ Die Experten der BASt
verweisen zudem auf die teils hohen Prüfzahlen pro Tag sowie
umsatzabhängige Gehälter bei den Prüfingenieuren. Dies könne einen
Einfluss auf die Qualität haben. Darüber hinaus würden an
Prüfstützpunkten, also etwa in Werkstätten, mehrere
Prüforganisationen gegeneinander ausgespielt. „Beispielsweise droht
man bei Interessenkonflikten bezüglich eines Prüfergebnisses dem PI
(Prüfingenieur) mit dem Rauswurf seiner Organisation aus dem
Prüfstützpunkt“, schreibt die BASt.
Angesichts dieser Analyse bereiten sich die
Überwachungsinstitutionen bereits auf eine mögliche kritische
Berichterstattung vor. In einem internen Papier
„Kommunikationsstrategie zur BASt-Studie“ des TÜV Nord, das „Report
Mainz“ vorliegt, heißt es: „Die negativen Zahlen (erst 35%, später
ca. 75%) müssen eingeordnet, die Schwierigkeiten können durchaus
benannt werden. Die Stellungnahme sollte nicht zu lang sein, das
wirkt defensiv und entschuldigend. Das Wort Qualität wird weitgehend
vermieden, weil es u. U. –schlechte Qualität– impliziert.“ Für den
Fall einer massiven Negativberichterstattung bringt der TÜV Nord
einen „HU-Gipfel“ mit Vertretern aus Bundesregierung, Ländern und
Verbänden ins Gespräch.
Zitate gegen Quellenangabe frei.
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an „Report Mainz“, Tel.:
06131/929-3351.