Borussia Dortmund ist zwei Spieltage vor
Bundesliga-Schluss schon Deutscher Meister und die ganze
Fußball-Branche überschüttet die Westfalen mit Lobeshymnen. Doch
nicht jeder Glückwunsch ist von purer Herzlichkeit geprägt. Dabei hat
es schon etwas von typischer Bayern-München-Arroganz, wenn
Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge seine Gratulation zum Titelgewinn
mit dem Schleifchen versieht, die Gelb-Schwarzen seien doch ein
würdiger Nachfolger des FC Bayern. Ein Hinweis, den er sich getrost
hätte sparen können. Dieser Titelgewinn einer über die gesamte Saison
so bärenstarken Borussia ist mitnichten mit dem der Bayern im Vorjahr
zu vergleichen. Die Münchner hatten da zwar in der Endphase der
Saison noch die Kurve gekriegt und mit Double und
Champions-League-Finale durchaus Vorzeigbares abgeliefert – wirklich
Denkwürdiges aber haben die Dortmunder geleistet. Trainer Jürgen
Klopp hat für im Liga-Vergleich kleines Geld ein Team
zusammengestellt, das die Konkurrenz mit schnörkellosem Systemfußball
und unbändigem Siegeswillen förmlich überrannte. Die meisten Siege,
die wenigsten Gegentore – selten war ein Titelgewinn so verdient. Das
jüngste Meisterteam aller Zeiten ließ sich auch nicht von den
üblichen Störfeuern aus München oder Leverkusen irritieren. Sondern
sorgte stattdessen für eine Euphorie im Pott, die im März2005
so kaum mehr denkbar gewesen war. Damals hatten Anleger des
börsennotierten Traditionsclubs mit ihrem Votum für ein
Sanierungskonzept den Verein vor dem finanziellen Ruin bewahrt. Kein
Wunder, dass man aus Dortmund nun hört, die Meisterparty sei deutlich
euphorischer ausgefallen als bei den millionenschweren Titeln 1995,
1996 und 2002. Echte Emotionen kann man eben nicht kaufen. Ob dies
ein Fingerzeig für die Branche ist, dass ein authentischer
Teamgedanke und eine innovative Spielphilosophie vielleicht wichtiger
sind als Saisonetat und Millionentransfers? Wohl kaum. In München
wird schon darüber spekuliert, ob Jupp Heynckes für die kommende
Saison nun 50 oder 60 Millionen Euro ausgeben darf. Gut möglich, dass
die Bayern mit aufgerüsteter Startruppe auch wieder die Schale holen.
Dass sie dann aber ein würdiger Nachfolger von Borussia Dortmund sein
werden, ist dennoch fraglich.
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