Südwest Presse: Kommentar zu CSU

Man kann die jüngsten Münchner G–schichten abtun als
bajuwarische Verbal-Folklore. Sie wird wie schon manch andere
Wort-Kraftmeierei aus der CSU ohne weitere Wirkung bleiben, da nicht
mal der Dümmste glaubt, Grün-Rot werde die Postkutschen wieder aus
den Museen holen. Eine politische Blähung, mehr nicht. Man kann das
Aufwerfen der Systemfrage und die angekündigten Kappung der
Südschiene durch Horst Seehofer und die kindischen Versuche seines
Hofhundes Alexander Dobrindt, Unternehmer aus Baden-Württemberg
wegzulocken, aber auch als Einblick interpretieren, den da eine
zutiefst verunsicherte Parteiseele in ihre Befindlichkeiten gewährt.
Schließlich ist das weiß-blaue Rautenparallelogramm gängiger
Machtverhältnisse aus seinen Fugen geraten, seit die CSU an der
40-Prozent-Marke herumkrebst. Das hat Gründe. Einer ist die
Sprunghaftigkeit Seehofers, der politische Positionen im
Tagesgeschäft oft schneller wechselt als andere Leute ihre Hemden.
Siehe Atompolitik. Wer weiß in Bayern eigentlich noch, wofür die CSU
steht? Neben sich, hinter sich. Bisweilen außer sich – wie jetzt.
„Stillos“ und „rotzfrech“ nennt Willi Stächele die Auslassungen
Dobrindts. Wer wollte dem Stuttgarter Noch-Finanzminister
widersprechen? Schließlich drückt der CSU-General damit seine
Despektierlichkeit aus gegenüber 2 358 770 Baden-Württembergern. So
viele haben Grüne oder SPD gewählt.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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