Im besten Sinne radikal
Thomas de Maizière mag der schneidige Auftritt seines Vorgängers
abgehen. In der Sache ist der neue Verteidigungsminister
entschiedener, als es Karl-Theodor zu Guttenberg je war. Selten hat
ein Ressortchef die Probleme der Bundeswehr so zutreffend und klar
benannt: Die Truppe marschiert seit Jahren in die falsche Richtung,
ein aufgeblähter Apparat verwaltet sich teilweise selbst, im Dickicht
aus Bürokratie und Hierarchien sind Beschlüsse oft unmöglich.
Auch das Reformkonzept, mit dem der Minister die Mängel beheben
will, ist im besten Sinne radikal: Deutschland stellt sich mit einer
wendigeren Freiwilligen-Armee den wachsenden Ansprüchen seiner
Bündnispartner, die Streitkräfte werden mehr denn je auf
hochintensive Auslandseinsätze ausgerichtet.
Die schwerste Aufgabe steht de Maizière freilich noch bevor. Er
muss seinen großen Anspruch in die Tat umsetzen. Die Widerstände
werden gewaltig sein. Bei Generälen und Stäben der Bundeswehr, die
noch jeden Reformversuch verschleppt haben. In den Ländern, in denen
Kasernen geschlossen werden sollen. Aber auch beim Finanzminister,
der mehr Geld lockermachen muss, um die Bundeswehr fit für den
Wettbewerb um Freiwillige zu machen.
Der Zeitraum von sechs bis acht Jahren, den der Minister für den
Vollzug seiner Pläne veranschlagt hat, lässt nichts Gutes ahnen. Es
braucht einen langen Atem, soll die Großreform nicht als Reförmchen
enden.
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