Kölner Stadt-Anzeiger: Norbert Blüm spricht sich gegen Komplettumzug der Regierung aus: „Verträge sind einzuhalten“.

Der frühere Arbeitsminister Norbert Blüm wendet sich
im Gespräch mit der Onlineausgabe des „Kölner Stadt-Anzeiger“ gegen
Bestrebungen, die Regierungsbehörden vollständig in Berlin
anzusiedeln. Der 75-jährige sagte ksta.de, auf solche Vorstöße
reagiere er empfindlich: „Denn die Mehrheit ist zustande gekommen,
und zwar knapp, weil Bonn Bundesstadt bleiben sollte. Und so haben
wir nicht gewettet, dass man erst mal mit dem Argument, Bonn wird
Bundesstadt, Stimmen für Berlin sammelt und dann „April, April“ sagt.
Da halte ich es mit dem alten Satz „Pacta sunt servanda“ – Verträge
sind einzuhalten. In Zeiten der Informatik räumliche Dis-tanzen für
Hindernisse zu halten, das halte ich für provinziell.“ Blüm, der vor
20 Jahren im Bundestag für Bonn als Regierungssitz stritt, erwartet,
„dass die Gewinner auch den Teil des Beschlusses akzeptieren, der
ihnen nicht schmeckt. Sonst können wir in Zukunft keine Beschlüsse
mehr machen. Etwas anderes hat Bonn auch nicht verdient.“ Mit Bonn,
so Blüm, „verbindet sich die bis dahin glücklichste Zeit unserer
demokratischen Tradition. Die Bonner Republik war die friedlichste
Zeit der letzten 100 Jahre. Ich hoffe, dass sie auch in Berlin nie zu
Ende geht. Bonn steht nicht für Nationalismus, sondern für
Deutschland in Europa. Ohne Deutschland in Europa hätten wir Berlin
nicht als Hauptstadt bekommen. Dann wäre Deutschland heute noch
gespalten.“

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