Theoretisch wissen wir ja alle, dass es besser
wäre, zu den Ernährungsgewohnheiten unserer Großeltern zurückzukehren
und Huhn, Schwein und Rind nur noch als Sonn- und Festtagsschmaus auf
den Tisch zu bringen. Äßen wir weniger Fleisch, dann wären wir
gesünder, das Weltklima besser, die Tiere glücklicher.
Massentierhaltung wäre unnötig, präventiver und massenhafter Einsatz
von Antibiotika obsolet, multiresistente Keime könnten hier gar nicht
entstehen. Es gehört aber zu den Errungenschaften der modernen
Massenindustriegesellschaft, dass Fleisch heute überall zu
Spottpreisen verfügbar ist. Und die Abkehr von der Massentierhaltung,
wie sie mit Slogans wie „Bauernhöfe statt Agrarindustrie“ gefordert
wird, ist utopisch, solange der tägliche Fleischkonsum als Grundrecht
wahrgenommen wird. Das Problem der multiresistenten Keime ist lange
bekannt. Es ist kein Zufall, dass die Landwirtschaftsministerin den
Gesetzentwurf zur Beschränkung des Antibiotikaeinsatzes schon fertig
in der Schublade hatte. Und es ist richtig, den präventiven,
unsachgemäßen Medikamenteneinsatz in den Tierfarmen zu verhindern.
Nur: Wenn Tiere krank werden, ist der Einsatz von Antibiotika
unumgänglich. In jeder Tierzucht, auch in der mit Biosiegel. Und
überall dort, wo Antibiotika in großen Mengen eingesetzt werden,
können resistente Keime entstehen. Das ist in der Tierzucht nicht
anders als im Krankenhaus. Sie sind der Preis, den wir für den
Komfort der modernen Gesellschaft zahlen. Und solange sich unsere
Gesellschaft nicht grundlegend ändert , solange täglicher
Fleischkonsum selbstverständlich ist, solange können wir dieser
Gefahr nur mit einer weiteren Errungenschaft der Moderne begegnen:
bestmöglicher Hygiene.
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