Südwest Presse: Kommentar zu den Börsen

Gut, dass Wochenende ist. Dann können die Börsen
sortieren, was sie da in den letzten acht Tagen in Aufruhr versetzt
hat. Nahezu 15 Prozent minus im deutschen Leitindex Dax – das ist,
weil auf acht Tage verteilt, kein ausgewachsener Crash. Aber es ist
eine sehr steile Treppe, auf der die Kurse hinunterpoltern. Dieses
Bild, das die Börsen weltweit abgeben, sagt zugleich auch etwas über
die Ursachen aus. Es ist kein einmaliger Schock, kein aus dem Nichts
gekommener Alptraum, der plötzliche Verkaufspanik auslöste. Es sind
altbekannte Befürchtungen, die sich jetzt zur pessimistischen Deutung
verdichtet haben: Rezession in den USA, Schuldendebakel in Europa. Ob
die hoffnungsvolle Nachricht gestern vom amerikanischen Arbeitsmarkt
mehr als nur eine Atempause beim Absturz bringen wird, weiß niemand.
Was aber EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und andere
Spitzenpolitiker wissen könnten: Öffentliche Zweifel an der
Tragfähigkeit des eben verabschiedeten Rettungspaketes sind
verheerend – ganz unabhängig davon, ob sie begründet sind oder nicht.
Finanzmärkte reagieren anders als politische Frühschoppen, in denen
jeder folgenlos seine Einwürfe loswerden darf. Die Zweifel daran,
dass das europäische Führungspersonal klaren Kurs hält, sind erneut
bestätigt worden. Der Privatanleger sieht mit einigem Entsetzen sein
Geld schwinden. Ruhe bewahren – einen besseren Rat wird ihm niemand
geben können.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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