Scheinheilig
Wenn sich ein türkischer Ministerpräsident entschuldigt, wird man
hellhörig. Sofort fällt einem der Völkermord an Hunderttausenden
Armeniern vor fast hundert Jahren ein. Aber nicht doch. Der da
spricht, ist Recep Tayyip Erdogan, Regierungschef der aufstrebenden
regionalen Führungsmacht Türkei. Bei ihm haben selbst
Entschuldigungen mit Politik zu tun.
Im Fernsehen verkündete Erdogan, er entschuldige sich für die
Kurdenmassaker. Das ist insofern erstaunlich, weil die Taten unter
Präsident Mustafa Kemal Atatürk begangen wurden. Erdogans Worte
sollten vielmehr die Oppositionspartei CHP treffen, Atatürks Partei.
Mit den Opfern von damals Schindluder zu treiben, um politische
Vorteile zu erzielen, ist allerdings ein Frevel. Und Erdogan führt
sich damit selbst ad absurdum. Denn während er spricht, geht sein
Militär gegen die heutigen Kurden vor, die wie damals Autonomie
verlangen +++
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