Der Eventmanager Manfred Schmidt bemühte sich noch
im vergangenen Jahr um Geschäfte mit dem Land Berlin und um eine
Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters der Stadt, Klaus
Wowereit. Wie das Hamburger Magazin stern in seiner am Donnerstag
erschei-nenden Ausgabe berichtet, versuchte Schmidt zusammen mit zwei
Geschäftspartnern zwi-schen Januar und August 2011 die teils
landeseigene Berliner Flughafengesellschaft für ein „Fashion Event“
auf der Baustelle des neuen Großflughafens in Schönefeld zu gewinnen.
Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaft war und ist Klaus
Wowereit. Er hatte bisher er-klärt, dass ihm „keinerlei geschäftliche
Beziehung“ von Schmidt mit irgendeiner Berliner Einrichtung bekannt
sei.
Auch die Vorgänge um das geplante „Fashion Event“ seien ihm bisher
unbekannt gewesen, ließ der SPD-Politiker jetzt auf Anfrage des stern
erklären. Wie der stern bereits Ende Januar berichtet hatte, lud
Schmidt Wowereit und von ihm ausgewählte Gäste am 3. Juli 2011 zu
einem luxuriösen Abendessen in Schmidts „Residenz“ nahe dem
Brandenburger Tor ein, also in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang
zu den Verhandlungen mit dem Flughafen.
Die Verhandlungen mit der Flughafengesellschaft scheiterten dann
im August 2011. Laut Flughafengesellschaft lag dies daran, dass
Schmidt und Partner auch eine finanzielle Beteili-gung der
Landesfirma erbaten. Am 2. Mai 2011 ließ Schmidt überdies an
Wowereits engen Mitarbeiter Björn Böhning die Anfrage weiterleiten,
ob der Regierende Bürgermeister für ein Projekt der Stiftung von
PricewaterhouseCoopers – einem Schmidt-Kunden – die Schirmherrschaft
übernehmen könne. Die Senatskanzlei sagt heute, dass es dazu nicht
ge-kommen sei und Wowereit nie von der Anfrage erfahren habe.
Gut acht Monate vor dem Abendessen, im Oktober 2010, war der
Bürgermeister bereits Schirmherr bei dem so genannten „Festival of
Lights“, bei dem prominente Gebäude Berlins illuminiert wurden.
Schmidt war an dem „Festival of Lights“ geschäftlich beteiligt und
ver-zeichnete laut interner Unterlagen einen Nettogewinn von 159.815
Euro. Dass Schmidt dort beteiligt war, habe man bisher nicht gewusst,
erklärte jetzt ein Wowereit-Sprecher gegenüber dem stern.
Der Staatsrechtler und Korruptionsexperte Hans Herbert von Arnim
wies gegenüber dem stern darauf hin, dass es für den Verdacht der
Vorteilsnahme bereits ausreiche, dass dem Beschenkten bekannt sei,
dass der Gönner sein dienstliches Wohlwollen im Blick hat. „Es kommt
nicht darauf an, ob für den Vorteilsgeber etwas getan wurde“, sagte
Arnim. Aus sei-ner Sicht „muss die Staatsanwaltschaft prüfen, ob ein
Verdacht auf Vorteilsnahme vorliegt.“ Wowereits Sprecher wies diesen
Vorwurf als eine „absolute Konstruktion“ zurück, für die es
„keinerlei Anhaltspunkt“ gebe.
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