Rot-Grün kann in Schleswig-Holstein nicht auf eine
eigene Mehrheit bauen und bräuchte zurzeit die Unterstützung des SSW.
Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage von infratest dimap im
Auftrag des Norddeutschen Rundfunks. Wenn schon am nächsten Sonntag
ein neuer Landtag gewählt würde, kämen CDU und SPD jeweils auf 32
Prozent. Die Union hat im Vergleich zur NDR Umfrage Ende März zwei
Prozentpunkte verloren. Sie würde jetzt etwa so abschneiden wie bei
der Landtagswahl 2009 (31,5 Prozent). Der Wert für die SPD bleibt auf
dem Niveau der März-Umfrage. Im Vergleich zum Wahlergebnis kann sich
die Partei deutlich verbessern (2009: 25,4 Prozent).
Die Grünen befinden sich weiter im Abwärtstrend. 12 Prozent der
Befragten würden jetzt für sie stimmen. Einen starken Aufschwung
verzeichnen dagegen die Piraten. Sie liegen jetzt bei 11 Prozent und
rücken damit erstmals dicht an die Grünen heran. Für den
Südschleswigschen Wählerverband (SSW), der als Vertretung der
dänischen Minderheit im Norden von der Fünf-Prozent-Klausel befreit
ist, sprechen sich wieder vier Prozent der Befragten aus.
Nicht mehr im Landtag vertreten wären Liberale und Linke. Die
Nord-FDP erzielt in der Umfrage erneut nur vier Prozent. Die Linke
hat seit März verloren, steht jetzt bei drei Prozent.
Bei einer Direktwahl könnte SPD-Spitzenkandidat Torsten Albig
seinen Vorsprung ausbauen. 53 Prozent würden ihn direkt zum
Ministerpräsidenten wählen, das sind vier Prozentpunkte mehr als Ende
März. Jost de Jager (CDU) hat hier zwei Prozentpunkte verloren, kommt
jetzt auf 31 Prozent.
Im nördlichsten Bundesland gibt es nun eine deutlichere
Wechselstimmung: 64 Prozent sehen die Zeit für einen
Regierungswechsel gekommen, 9 Prozentpunkte mehr als Ende März. Die
Zufriedenheit mit der Arbeit der schwarz-gelben Landesregierung hat
seit der März-Umfrage abgenommen.
Wie es nach der Wahl weitergehen soll, darüber urteilen die Bürger
unterschiedlich. 25 Prozent wünschen sich eine rot-grüne
Landesregierung, die aber zurzeit keine absolute Mehrheit hätte. Eine
große Koalition befürworten 16 Prozent. Ein Dreierbündnis aus SPD,
Grünen und SSW, zurzeit rechnerisch möglich, bevorzugen nur drei
Prozent der Befragten. Die Bereitschaft des SSW zur
Regierungsbeteiligung im Fall von Rot-Grün finden 48 Prozent gut, 40
Prozent nicht so gut.
Der Aufstieg der Piratenpartei stößt bei den Bürgern noch
überwiegend auf Skepsis. Zwar würden 43 Prozent einen Einzug der
Piraten in den Landtag gut finden, 49 Prozent aber nicht. Allerdings
stoßen FDP und Linke hier auf größere Ablehnung.
Die schwierige Haushaltslage des Landes ist den Bürgern in
Schleswig-Holstein offenbar sehr bewusst. 61 Prozent denken, dass die
Verschuldung so schnell wie möglich abgebaut werden sollte. 34
Prozent sind der Meinung, dass mögliche finanzielle Spielräume eher
für wichtige Investitionen als für den Schuldenabbau genutzt werden
sollten.
Für die Umfrage befragte das Meinungsforschungsinstitut infratest
dimap vom 10. bis 11. April 2012 per Telefon 1000 zufällig
ausgewählte Wahlberechtigte in Schleswig-Holstein. Die Fehlertoleranz
beträgt 1,4 Prozentpunkte (bei 5% Anteilswert) bis 3,1 Prozentpunkte
(bei 50% Anteilswert).
Hinweis an die Redaktionen: Alle Ergebnisse der Umfrage sind bei
Nennung der „Quelle: Infratest dimap im Auftrag des NDR“ zur
Veröffentlichung freigegeben und im Internet unter www.NDR.de
abrufbar.
12. April 2012
Pressekontakt:
NDR Norddeutscher Rundfunk
NDR Presse und Information
Telefon: 040 / 4156 – 2304
Fax: 040 / 4156 – 2199
http://www.ndr.de