WAZ: Gewalt und Geschäft – Kommentar von Dietmar Seher

Es ist albern, hinter der Rocker-Razzia von Aachen
eine Wahlkampfaktion des sozialdemokratischen Landesinnenministers zu
vermuten. Nein. Was Ralf Jäger jetzt getan hat, wurde höchste Zeit.
Ereignisse wie in Mönchengladbach im Januar signalisieren längst,
dass sich Rivalitäten zwischen Bandidos und Hells Angels zuspitzen.
Den großen Krieg der „Chapter“, wie sie ihre örtlichen Clubs nennen,
darf der Staat nicht zulassen, Das Verbot, ein rechtlich
außergewöhnlicher Akt, gilt als wirksame Waffe. Aber es sind nicht
alleine die Gewalt untereinander und die Hahnenkämpfe um
Einflusszonen, die ins Visier der Sicherheitsbehörden gehören. Es ist
auch die wirtschaftliche Macht, die Bandenmitglieder in
Ballungsräumen wie dem Revier entwickeln und die Art und Weise, wie
sie sie beschaffen. Schutzgelderpressung, Prostitution und
Waffenhandel gehören dazu. Zunehmend wächst der „Marktanteil“ in den
gewalttätigen Branchen der organisierten Kriminalität. Rocker als
Manager? Selbst das ist kein Angstszenario mehr. Sie stehen an der
Spitze von Sicherheitsfirmen und holen sich legal die Waffen, die sie
für ihre Geschäfte brauchen. Ein Albtraum für den Rechtsstaat.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de