Trierischer Volksfreund: Zur Einführung der Blue Card, Kommentar Trierischer Volksfreund, 28.04.12

Dass in den kommenden Jahren ohne mehr Zuwanderung
von Fachkräften die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft
massiv gefährdet ist, wird sich hoffentlich auch am hinterletzten
Stammtisch der Republik herumgesprochen haben. Obendrein sorgt der
demografische Wandel dafür, dass die derzeit gut gefüllten
Sozialkassen wieder deutlich leerer werden. Zwei gute Gründe also,
warum das Land ausländische Mediziner, Ingenieure oder
Computerexperten benötigt. Mit der Blue Card versucht die
Bundesregierung jetzt, darauf zu reagieren. Wenn auch auf Drängen der
EU und mit Verzug. Ob sie erfolgreich sein wird, dahinter steht ein
großes Fragezeichen.

Auch wenn die Koalition Verbesserungen für ausländische
Hochschulabsolventen beschlossen hat, wie etwa niedrigere
Einkommensschwellen, das Visum zur Jobsuche oder der Wegfall der
Vorrangprüfung, ein wirklicher Anreiz sind die Änderungen nicht. Um
im internationalen Wettbewerb um Spezialisten zu bestehen, muss die
Regierung mehr tun, schließlich gehen andere Staaten deutlich
beherzter ans Werk. Ob beim Zuzug von Lebenspartnern und Kindern oder
aber schlichtweg bei der Wertschätzung von Zuwanderern.

Den Fachkräftemangel wird die Blue Card allein also nicht lösen.
Sie kann lediglich einen Beitrag zu dessen Lösung leisten. Außerdem
entlässt sie die Wirtschaft nicht aus der Verantwortung, mit
nachhaltiger Ausbildung, Weiterbildung sowie der verstärkten
Beschäftigung von Frauen und älteren Menschen das Fachkräftevakuum zu
füllen – und ihre Angestellten ordentlich zu entlohnen. Denn solange
Studienabgänger oft nur schlecht bezahlte und befristete Jobs
erhalten, muss sich die Wirtschaft nicht wundern, dass viele deutsche
Fachkräfte das Land verlassen.

Pressekontakt:
Trierischer Volksfreund
Thomas Zeller
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