Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Schlankheitswahn

Hübsche junge Frauen in tollen Kleidern, die
über den Laufsteg schreiten, sieht jeder gerne. Wenn der Diätwahn von
Möchtegern-Models aber inflationär in Fernsehsendungen zelebriert und
von Möchtegern-Moderatorinnen wie Heidi Klum für richtig befunden
wird, muss sich niemand wundern, wenn die Jugend ein krankhaftes
Verhältnis zu ihrem Körper entwickelt. Wer behauptet, ein Teenager
müsse dies doch einschätzen und abstrahieren können, vergisst die
Sogwirkung massentauglicher Formate. Jede zweite junge Frau und jeder
dritte junge Mann im Alter von 15 Jahren fühlen sich zu dick – ein
Armutszeugnis für unsere Gesellschaft. Der Ruf nach Prävention in der
Schule ist richtig, taugt aber nur als Ansatz, nicht als Lösung. Hier
sind die Familien gefragt. Nirgendwo anders wird das Rückgrat einer
Generation so sehr beeinflusst wie im Elternhaus. Wer früh lernt,
dass Charakter und nicht Aussehen entscheidend ist, wird gegen den
Trend des Dünnseins um jeden Preis gerüstet sein. Und in einem
ruhigen Moment sollten sich manche Frauen einmal ehrlich fragen, ob
sie ihren Kindern den Schlankheitswahn nicht vorleben.

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